Roter Teppich für Biene "Emma"

Südlohn. Sie flog mehr als 100 000 Meilen weit und wurde so zur berühmtesten Biene Deutschlands. Vor einem Jahr noch kannte "Emma" außer in der Gemeinde Südlohn im Münsterland niemand. Dann entfloh das Maskottchen einer Fankneipe des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund seinem drögen Leben zwischen Bier und Ballgesprächen, um die Welt kennenzulernen

Südlohn. Sie flog mehr als 100 000 Meilen weit und wurde so zur berühmtesten Biene Deutschlands. Vor einem Jahr noch kannte "Emma" außer in der Gemeinde Südlohn im Münsterland niemand. Dann entfloh das Maskottchen einer Fankneipe des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund seinem drögen Leben zwischen Bier und Ballgesprächen, um die Welt kennenzulernen. Die Rückkehr des schwarz-gelben Globetrotters fiel am Samstagabend hollywoodreif aus - mit Stretchlimousine, rotem Teppich und Blitzlichtgewitter.

"Wir sind alle einfach nur glücklich und feiern eine geile Party", berichtete "Emmas" Besitzerin Christiane Robers. In der Nacht vom 27. auf den 28. September 2008 war "Emma" aus der Kneipe "Hemmer-Robers" verschwunden. Zunächst schien es, dass Fans des Erzrivalen Schalke 04 die Biene entführt hätten. Doch dann fand Gastwirt Rob Steverink einen handgeschriebenen Abschiedsbrief. "Emma hat uns darin gesagt, dass sie die Nase voll hat von dem ganzen Gequatsche über Fußball, dass sie ihr Leben ändern und eine Weltreise machen will. In einem Jahr werde sie zurückkommen", erzählte Wirtin Robers. Kurz nach dem Verschwinden treffen die ersten Ansichtskarten in Südlohn ein. Die Bilder zeigen Emma vor dem Weißen Haus in Washington und auf dem Sunset Strip in Las Vegas. Fotos aus Irland und Mexiko, der Karibik und von den Azoren, aus Panama und Indonesien folgen.

Keine Gelegenheit lässt "Emma" aus, um etwa im Kampfjet oder im Hubschrauber zusätzliche Flugstunden zu nehmen. Dazwischen bleibt stets genug Zeit für Sightseeing und Cocktail-Schlürfen am Strand. Anfang Dezember 2008 kommt die Wahrheit ans Licht. "Niederländische Piloten nehmen Deutsche auf die Schippe" schreibt die Amsterdamer Zeitung "De Telegraaf" und enthüllt, holländische Hobby-Piloten hätten die Stoffbiene aus der Kneipe in Südlohn entführt und auf eine Weltreise mitgenommen. Im Münsterland reagiert man entrüstet, fordert die sofortige Rückgabe des Maskottchens, befürchtet andernfalls eine Pechsträhne für den BVB. Zeitungen und Rundfunksender aus ganz Deutschland berichten über den Fall. Doch "Emma" kehrt nicht zurück - vorerst. In einem eigenen Internet-Blog berichtet die Biene fleißig von ihren Erlebnissen rund um den Erdball. Am Ende hält "Emma" ihr Versprechen jedoch und fliegt nach 378 Tagen heim, begleitet von ihren Entführern und live übertragen vom Fernsehen.

"Emma bekommt ihren angestammten Platz auf der Theke zurück", sagt Kneipen-Chefin Robers. Künftig muss die Biene aber auch mit all den Nachteilen leben, die das Star-Leben mit sich bringt. So kommt sie - aus Sicherheitsgründen - in einen Glaskasten.

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