„Rosetta“ erwacht wieder

Köln · Über zehn Jahre ist Sonde „Rosetta“ schon auf der Reise durch die unendlichen Weiten des Weltraums. Heute tritt sie die letzte Etappe zu ihrem Ziel an: dem Kometen „67P/Tschurjumov-Gerasimenko“.

Am Montag um Punkt elf Uhr klingelt in der Raumsonde "Rosetta" der Wecker. 957 Tagen hat der unbemannte Kometenjäger der europäischen Weltraumagentur ESA still in den Tiefen des Alls ausgeharrt. Nun soll er wieder zum Leben erwachen. 810 Millionen Kilometer von der Erde entfernt macht sich "Rosetta" dann auf den letzten Abschnitt ihrer langen Reise. Nach mehr als zehn Jahren im All soll die Forschungssonde im August ihr Ziel erreichen: den Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko. Das "Aufwachen" von "Rosetta" ist ein Meilenstein für die Mission, die als eine der spektakulärsten Unternehmungen der europäischen Raumfahrt gilt. Die Sonde soll in eine Umlaufbahn um den Kometen einschwenken und das Landegerät "Philae" auf dem Vier-Kilometer-Brocken aus Eis, gefrorenem Gas und Staub absetzen. Beide Manöver hat es in der Geschichte der Forschungsflüge zu Kometen noch nicht gegeben. Damit sei die "Rosetta"-Mission "eine der bisher komplexesten und anspruchsvollsten überhaupt", beschrieb die ESA ihren für Herbst geplanten "Ritt auf dem Kometen".

Der Komet Tschurjumov-Gerasimenko umkreist alle 6,45 Jahre einmal die Sonne und gilt wie seine Artgenossen als Überbleibsel aus der Entstehungszeit des Sonnensystems von 4,6 Milliarden Jahren. Kein Wunder, dass die Wissenschaftler einige brennende Fragen zu Kometen haben: Wie sind ihre Kerne zusammengesetzt? Welche Eigenschaften haben sie? Und wie genau entstehen die Gasschweife, die Kometen im Anflug auf die Sonne bilden? Fragen, die "Rosetta" und ihr Landegerät "Philae" beantworten sollen. Seit ihrem Start am 2. März 2004 hat "Rosetta" 6,2 Milliarden Kilometer im All zurückgelegt. Dreimal umrundete sie die Erde, einmal passierte sie den Mars, und zweimal begegnete sie kleinen Gesteinsbrocken, sogenannten Asteroiden. Im Juni 2011 wurde die Sonde schließlich aus Energiespargründen in eine "Tiefschlafphase" versetzt.

Nach ihrem "Erwachen" beginnt ein Serie von heiklen Manövern: Die vom ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt gesteuerte Sonde soll in eine Umlaufbahn einschwenken und zunächst einmal die Oberfläche des Kometen kartieren. Im November soll dann der Lande-Roboter "Philae" auf der Kometenoberfläche aufsetzen - gesteuert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. "Philae" soll den Kern von Tschurjumov-Gerasimenko untersuchen und erste Bohrungen vornehmen. Verläuft die "Rosetta"-Mission planmäßig, könnte sie einen Meilenstein in der Kometenforschung setzen.

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