Rettung der Kumpel hält die Welt in Atem

San José. Beten und Daumendrücken für die verschütteten Kumpel in Chile: Die spektakulärste Rettungsaktion in der Bergbaugeschichte stand gestern Abend kurz vor dem lange ersehnten Start. Noch in der Nacht sollte der erste Retter in einer Kapsel in die Tiefe zu den Bergleuten hinabgelassen werden. Anschließend sollte die Bergung der 33 Kumpel beginnen

San José. Beten und Daumendrücken für die verschütteten Kumpel in Chile: Die spektakulärste Rettungsaktion in der Bergbaugeschichte stand gestern Abend kurz vor dem lange ersehnten Start. Noch in der Nacht sollte der erste Retter in einer Kapsel in die Tiefe zu den Bergleuten hinabgelassen werden. Anschließend sollte die Bergung der 33 Kumpel beginnen. Im Lager bei der Mine beteten die Angehörigen für einen glücklichen Ausgang des längsten Grubendramas der Geschichte. Die Männer fristen seit fast 70 Tagen ein Dasein in dunkler Tiefe.

Die Bergleute erwartete nun vor allem ein riesiger Medienrummel, Journalisten aus aller Welt haben sich vor der Mine versammelt. In einer Erklärung baten die Verschütteten, die ersten Tage mit ihren Familien in Ruhe verbringen zu können. Fragen der Medienhorde würden sie dann später gerne beantworten. Ein Teil der Familien plane einen Kurzurlaub, was die Psychologen empfohlen hatten.

Die Bergung selbst dürfte auch zu einer Geduldsprobe werden: Für die Rettung eines jeden Bergmanns wurden etwa 55 Minuten veranschlagt. Die Rettungskapsel "Phönix" brauche etwa 20 Minuten, um mehr als 600 Meter nach unten gelassen zu werden, sagte Ingenieur René Aguilar. Dann wurden etwa zehn Minuten für das Einsteigen erwartet und weitere 25 Minuten für das Hochziehen. Erfunden hat die Rettungskapsel der in Bad Kreuznach geborene Ingenieur Eberhard Au. 1955 konstruierte er die Kapsel aus dünnem Blech. Mit seiner Erfindung rettete er damals drei Bergleute, die bei Gelsenkirchen verschüttet waren.

Die Bergleute bekamen zum Abschluss eine Diät mit erhöhtem Salzgehalt, damit sie mehr trinken und e besser auf die Auffahrt vorbereitet seien, Psychologen werden mit jedem einzelnen der Eingeschlossenen sprechen, um festzulegen, in welcher Reihenfolge die Männer an die Oberfläche gezogen werden sollen. Die Rettung wird auch zum weltweiten Fernsehereignis. Etliche deutsche Sender sind mit eigenen Kamerateams und Reportern am Einsatzort vertreten und wollen live von der Bergung berichten. Phoenix will mit Live-Schaltungen zu "sinnvollen Zeiten", also etwa, wenn gerade ein Bergmann aus dem Schacht gehievt wird, dabei sein, sagte ein Sprecher. Um 10.45 und um 16.30 Uhr plant Phoenix einen "Schwerpunkt" zum Thema. dpa

Hintergrund

Die saarländischen Bergleute hoffen mit den Eingeschlossenen in Chile. Sie können die Gefühle der 33 Männer gut nachempfinden. "Es ist ein bedrückendes Gefühl, wenn man daran denkt, dass die Bergmänner unter tausenden Tonnen Gestein begraben sind", sagt Gerd Zimmer (48), der seit 1982 im Bergwerk Saar arbeitet. Wenn in der Nacht zum Mittwoch die Bergungsaktion in San José beginnt, will Grubenretter Stephan Heß (46) möglichst jede freie Minute am Fernsehschirm verbringen. Der Betriebsrat versucht, eine Live-Übertragung der TV-Bilder im Zechensaal zu organisieren. dpa

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