Razzia bei Baufirmen nach Unglück von Köln

Köln. Vier Wochen nach dem Archiveinsturz in Köln hat die Staatsanwaltschaft gestern bei einer bundesweiten Razzia Beweismaterial im Zusammenhang mit dem Kölner U-Bahn-Bau sichergestellt. Durchsucht wurden den Strafverfolgern zufolge rund 40 Büros, darunter Geschäftsräume der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sowie Niederlassungen von Baufirmen und Ingenieurbüros in mehreren Bundesländern

Köln. Vier Wochen nach dem Archiveinsturz in Köln hat die Staatsanwaltschaft gestern bei einer bundesweiten Razzia Beweismaterial im Zusammenhang mit dem Kölner U-Bahn-Bau sichergestellt. Durchsucht wurden den Strafverfolgern zufolge rund 40 Büros, darunter Geschäftsräume der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sowie Niederlassungen von Baufirmen und Ingenieurbüros in mehreren Bundesländern. An der Razzia waren über 200 Polizisten beteiligt. Laut Staatsanwaltschaft wurden Geschäftsräume unter anderem in Köln, Essen, Düsseldorf, Berlin, Erfurt, München, Karlsruhe, Wiesbaden und Dillenburg durchsucht. Die Firmen sind am Bau der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn beteiligt, der am 3. März zum Einsturz des Stadtarchivs und zweier Nachbarhäuser geführt haben soll. Mit der Razzia wollten die Ermittler Beweismittel für das Gutachten zur Unglücksursache sichern, das die Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben hat. Einzelheiten wollte die Behörde nicht mitteilen, "um den Ermittlungszweck nicht zu gefährden". Laut Staatsanwaltschaft zeigten sich die Beteiligten zwar bislang ausnahmslos kooperationsbereit. Dennoch seien die Durchsuchungen unumgänglich gewesen, da die Behörde die Übergabe der Beweismittel "wegen der Bedeutung der Sache" nicht allein in die Hände der Betroffenen legen könne. Als Ursache für das Unglück wird ein Wassereinbruch in die unterirdische Stadtbahn-Baustelle vermutet, in die das Gebäude des Historischen Archivs gestürzt war.Die Strafverfolger ermitteln derzeit weiter gegen unbekannt wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie Baugefährdung. Bei dem Einsturz an der Severinstraße in der Kölner Südstadt waren zwei junge Männer ums Leben gekommen, deren Leichen erst nach Tagen geborgen werden konnten. Zahlreiche wertvolle Archivalien wurden unter den Trümmern verschüttet.Beweissicherung abwartenDer KVB-Aufsichtsrat lehnte derweil Forderungen nach personellen Konsequenzen aus dem Archiveinsturz ab, wie der Vorsitzende des Gremiums, Wilfried Kuckelkorn, gestern nach einer Sondersitzung mitteilte. "Es müssen die Ergebnisse des Beweissicherungsverfahrens abgewartet und ausgewertet werden", erklärte er. Zuvor war vor allem KVB-Vorstand Walter Reinarz (Foto: ddp) in die Kritik geraten, weil er Erkenntnisse über Grundwasserprobleme in der U-Bahn-Baustelle nicht weiterleitet haben soll. Allerdings übte der Aufsichtsrat laut Kuckelkorn Kritik an der Informationspolitik einzelner Vorstandsmitglieder. Es sei "nicht akzeptabel", dass der KVB-Vorstand dem Aufsichtsrat über Einzelheiten des Unglücks "nicht oder zu spät berichtet" habe.An der Kölner U-Bahn darf derweil weitergebaut werden. Ein vorläufiger Baustopp, der nach dem Einsturz auf Wunsch von Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) erlassen worden war, wurde gestern wieder aufgehoben. Die Bürger müssten sich keine Sorgen machen, sagte Schramma. Unabhängige Gutachter hätten jede einzelne Baustelle besichtigt und ihm schriftlich versichert, dass alles in Ordnung sei. afp/dpa

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