Polizisten nach tödlichem Einsatz versetzt

Regensburg/München. Nach der andauernden Kritik an einem tödlichen Polizeieinsatz in Regensburg hat das bayerische Innenministerium reagiert und zwei Polizisten vorübergehend versetzt. Die 35 und 47 Jahre alten Beamten hatten Ende April in Regensburg den mit einem Messer bewaffneten Studenten Tennessee Eisenberg erschossen

Regensburg/München. Nach der andauernden Kritik an einem tödlichen Polizeieinsatz in Regensburg hat das bayerische Innenministerium reagiert und zwei Polizisten vorübergehend versetzt. Die 35 und 47 Jahre alten Beamten hatten Ende April in Regensburg den mit einem Messer bewaffneten Studenten Tennessee Eisenberg erschossen. Jetzt wurden sie in den Innendienst versetzt, wie das Innenministerium in München am Freitag einen Bericht der "Mittelbayerischen Zeitung" bestätigte. Es handle sich um eine reine "Fürsorgemaßnahme" gegenüber den Polizisten, sagte Ministeriumssprecher Oliver Platzer. "Das ist keine Vorverurteilung." Offensichtlich reagierte das Ministerium damit auf die heftigen Diskussionen. Denn ein viertel Jahr nach den Todesschüssen ist der Fall noch immer ein großes Rätsel.Insbesondere ist für Beobachter völlig unerklärlich, warum die Situation damals dermaßen eskalierte, dass die beiden Beamten insgesamt 16 Mal feuerten. Der Musikstudent wurde ein Dutzend Mal in Oberkörper, Beine und einen Arm getroffen, teilweise auch von hinten. Der 24-Jährige starb eine Stunde später in einer Klinik. "Es sind viele, viele Fragen, und die sind alle nicht beantwortet", sagt Helmut von Kietzell, der Rechtsanwalt der Angehörigen Eisenbergs.Mit Küchenmesser bedroht Nach den bislang bekannten Details hatte der junge Mann damals einen Mitbewohner aus seiner Wohngemeinschaft mit einem Küchenmesser bedroht. Der Mitbewohner lief aus dem Haus und rief die Polizei, die mit mehreren Streifenwagen anrückte. Die insgesamt acht Beamten sollen zur Wohnung im ersten Stock gegangen sein, wo sich Eisenberg immer noch mit dem Küchenmesser in der Hand aufhielt. Laut Kietzell haben sich die Polizisten dann zurückgezogen, Eisenberg soll ihnen langsam durch das Treppenhaus gefolgt sein. "Das Ganze hat sich wohl über fast zehn Minuten hingezogen", erklärt der Anwalt. Nach einem misslungenen Schlagstock- und Pfefferspray-Einsatz soll Eisenberg schließlich nach einer früheren Darstellung der Staatsanwaltschaft unmittelbar auf einen Polizisten losgegangen sein, die beiden Kollegen hätten deswegen ihre Dienstwaffen gezogen. "Der Tennessee hat natürlich einen Fehler gemacht mit dem Messer", räumt auch Kietzell ein. Dennoch sei es schwer nachvollziehbar, dass acht Polizisten die Lage nicht anderes hätten unter Kontrolle bringen können, meint er, zumal der Mitbewohner ja zuvor problemlos geflüchtet sei. Die Anwälte der Familie zweifeln deshalb an, dass es sich um eine sogenannte Nothilfe, also eine Notwehr zugunsten eines bedrohten Polizisten, handelt. Jeder Disco-Türsteher könne einem Angreifer "in zwei Sekunden" ein Messer abnehmen, meint Kietzell.

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