Nach Maria-Fall: Sinti und Roma beklagen Diskriminierung

Berlin · Nach den Entführungs-Vorwürfen im Fall des blonden Roma Mädchens Maria hat sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma über Diskriminierung beschwert. Auch die Politik wurde kritisiert.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beklagt im Zusammenhang mit dem Fall des blonden Roma-Mädchens Maria Diskriminierung und rassistische Vorurteile. Romani Rose, der Vorsitzende des Rats, sagte gestern, es gebe "rassistische Grundmuster, unter denen jetzt die gesamte Minderheit in Deutschland und Europa zu leiden hat". Medien hätten in ihrer Berichterstattung in Deutschland und weltweit Sinti und Roma mit allen Formen von Kriminalität in Zusammenhang gebracht - "von Kindesentführungen und -missbrauch über Zwangsheirat bis zu unterstelltem Organhandel".

Rose kritisierte auch die deutsche Politik: "Niemand hat dieser Hetze Einhalt geboten", sagte er. Stattdessen nutzten Politiker die verbreiteten Vorurteile für ihren Populismus. Rose forderte den neu gewählten Bundestag auf, eine Expertenkommission einzusetzen, um die Feindlichkeit gegenüber Sinti und Roma in Deutschland zu dokumentieren. In Deutschland leben nach Schätzungen etwa 100 000 Sinti und Roma, in der EU rund sechs Millionen.

Die fünfjährige Maria war in einem griechischen Roma-Lager entdeckt worden. Wegen ihres Aussehens war vermutet worden, das Kind sei seinen leiblichen Eltern weggenommen worden. Es stellte sich aber heraus, dass die Mutter eine bulgarische Roma ist, die Maria nach eigener Angabe aus finanzieller Not den Zieheltern überlassen hatte. Wenige Tage nach dem Bekanntwerden des Falles nahmen irische Behörden einer Roma-Familie ein blondes Mädchen weg.

Der Rassismus-Forscher Wolfgang Benz kritisierte auf der Pressekonferenz des Zentralrats "uralte Vorurteile und Feindbilder".

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