Mit zarten Spitzen gegen die Krise

Paris. Fans feinster Spitzen kommen in Paris voll auf ihre Kosten. Da lockt zum einen das Nobelkaufhaus Galeries Lafayette mit der größten Lingerie-Abteilung der Welt. Lingerie ist das französische Wort für Damen-Unterwäsche. Außerdem locken zum anderen an fast jeder Straßenecke spezialisierte Ketten wie Etam, Princesse Tam Tam, Orcanta oder Darjeeling

Paris. Fans feinster Spitzen kommen in Paris voll auf ihre Kosten. Da lockt zum einen das Nobelkaufhaus Galeries Lafayette mit der größten Lingerie-Abteilung der Welt. Lingerie ist das französische Wort für Damen-Unterwäsche. Außerdem locken zum anderen an fast jeder Straßenecke spezialisierte Ketten wie Etam, Princesse Tam Tam, Orcanta oder Darjeeling. Noch bis Mittwoch führen zudem 600 Unterwäsche-Marken aus aller Welt ihre neuesten Kollektionen auf der Messe Salon international de la lingerie in Paris vor - allerdings nur vor Fachbesuchern. Trotz Finanzkrise und Rezession herrscht bei den französischen Lingerie-Produzenten gedämpfter Optimismus. Denn die Französinnen kaufen trotz Wirtschaftsflaute wie bisher. Während die Textilwirtschaft in Frankreich 2008 deutlich weniger absetzte, verbuchte die Unterwäsche-Branche nach Angaben des Modeinstituts Institut français de la mode in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar einen leichten Anstieg ihrer Verkäufe um 0,9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Dabei profitieren die Dessous von einem psychologischen Effekt. "Die Lingerie ist eine Anti-Krisen-Waffe", meint Nelly Rodi vom gleichnamigen Trendbüro. "Sie hilft, sich selber und dem anderen Freude zu machen. Das ist weniger eine Frage der finanziellen Mittel als eine Frage der Haltung, um die triste Stimmung zu bekämpfen." Wer schöne Unterwäsche trägt, fühlt sich eben besser - und strahlt genau das aus.Deutsche kaufen klar wenigerDas wissen die Französinnen nur allzu gut und so gaben sie im vergangenen Jahr im Schnitt 102 Euro für Lingerie aus - vor allem für Büstenhalter und Korsetts, die jetzt ein Comeback feiern. Bei den Unterhosen griffen sie zum ersten Mal öfter zu Panty-Unterhosen als Strings. Nur die Britinnen zahlen mit 110 Euro jährlich mehr für Unterwäsche, allerdings kaufen sie vor allem Nacht- und Homewear. Deutsche Frauen dagegen kamen letzten Statistiken zufolge gerade mal auf 64 Euro, einem Wert, der seit Jahren sinkt. Die Industrie will Frauen nun mit zwei neuen Trends verführen: Barocke Dekadenz mit kräftigen Farben wie Blau, Gelb und Rot sowie "Bio Glamour", also glamouröse Dessous und Homewear aus natürlichen Materialien wie Seide oder Bambus. Doch die trübe Wirtschaftsstimmung hinterlässt auch ihre Spuren, denn die auf der Messe gezeigten Kollektionen für kommenden Herbst und Winter sind längst nicht mehr so sexy-provokant wie in den vergangenen Jahren.

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