Mit Jetlag in die Sommerzeit

Berlin. Die Suche nach den Schoko-Eiern könnte in diesem Jahr etwas schwieriger werden. In der Nacht zum Ostersonntag beginnt die Sommerzeit, die Uhren werden nachts eine Stunde vorgestellt - von 2 auf 3 Uhr. Viele Menschen verspüren deshalb eine Art Mini-Jetlag, schlafen schlecht und sind morgens nicht fit

Berlin. Die Suche nach den Schoko-Eiern könnte in diesem Jahr etwas schwieriger werden. In der Nacht zum Ostersonntag beginnt die Sommerzeit, die Uhren werden nachts eine Stunde vorgestellt - von 2 auf 3 Uhr. Viele Menschen verspüren deshalb eine Art Mini-Jetlag, schlafen schlecht und sind morgens nicht fit. Die "verlorene" Stunde ist für einige Menschen zusätzlich ein Grund zum Ärgern - kann aber auch ein Anlass sein, sich Gedanken über die Zeit zu machen.Innere Uhr: Neben den Uhren an Handgelenken, Türmen und Wänden gibt es auch die innere Uhr. Schlafforscher Jürgen Zulley nennt sie auch den biologischen Rhythmus. "Der Mensch unterliegt wie alle Lebewesen dem Rhythmus der inneren Uhr", sagt Zulley. Diese sei sehr robust, ignoriere kurzfristige Änderungen und helfe den Menschen bei Störungen, wieder in den Alltag zurückzukehren - etwa wenn man eine Nacht durchmache. Die innere Uhr hängt mit dem Tag-Nacht-Rhythmus zusammen. Der Münchener Chronobiologe Till Roenneberg sagt, dass die innere Uhr von Blinden, die kein Tageslicht wahrnehmen, einen 25-Stunden-Rhythmus habe.

Sozialer Jetlag: 80 Prozent der Menschen bräuchten Wecker, um rechtzeitig zur Arbeit zu gelangen, sagt Roenneberg. "Jeder, der mit einem Wecker aufwacht, hat ein Schlafdefizit." An freien Tagen schlummere man dagegen gerne länger. Die innere Uhr befinde sich in einer anderen "Zeitzone" als die äußeren Uhren, die zum Beispiel den Arbeitsbeginn regeln - Roenneberg nennt dies den sozialen Jetlag.

Sommerzeit: Wenn beim Wechsel auf die Sommerzeit die Zeiger eine Stunde vorgestellt werden, müssen die Menschen laut dem Experten Roenneberg mit einem zusätzlichen sozialen Jetlag kämpfen. Das habe gesundheitliche Folgen: Die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen steige. Schlafforscher Zulley verweist auf Studien, wonach am ersten Montagmorgen der Sommerzeit acht Prozent mehr Verkehrsunfälle passierten als an einem normalen Montag.

Gefühlte Zeit: Menschen erleben Zeit als etwas sehr Individuelles. Der Zug mit der Liebsten kommt in einer Viertelstunde am Bahnhof an - der Verehrer aber schaut jede Minute gequält auf die Uhr. Ein schöner Sommerurlaub scheint dagegen nur so zu verfliegen, auch wenn er zwei Wochen dauert. "Wenn ich nichts zu tun habe, kommt mir die Zeit extrem lang vor", erklärt Zulley. Zeit zum Umdenken: Über Stress, Burn-out und die Sehnsucht nach mehr Muße und Zeit wird viel diskutiert. Zeitforscher Karlheinz Geißler, der auch Zeitberatung für Unternehmen anbietet, plädiert für Pausen im Job und bezeichnet Gleitzeit als Fortschritt. Diese empfiehlt er auch für Schulen. "Ein Schulbeginn um 9 Uhr wäre für 16-Jährige leistungsfördernd."

Damit die Menschen näher an ihrer inneren Uhr sein können, fordert Roenneberg flexiblere Arbeitszeiten - es habe sich gezeigt, dass zum Beispiel Frühaufsteher, die Nachtschichten haben, ein um das Dreifache erhöhte Brustkrebsrisiko hätten. Es gibt Menschen, die ohne Uhren leben, und auch solche, die sich bewusst der Sommerzeit entziehen: "Ich kenne Menschen, die aus Protest ihre Uhren nicht umstellen", sagt Zulley.

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