Mit 14 Jahren "alt genug zum Sterben"?

Wien. Ein 14-Jähriger bricht mit seinem Freund nachts in einen Supermarkt in der österreichischen Kleinstadt Krems ein. Die alarmierten Polizisten - ein Mann und eine Frau - feuern im Dunkeln drei Mal auf beide Jugendliche. Der 14-Jährige wird im Rücken getroffen und stirbt später im Krankenhaus. Sein 17-jähriger Komplize erleidet schwere Verletzungen an beiden Beinen

Wien. Ein 14-Jähriger bricht mit seinem Freund nachts in einen Supermarkt in der österreichischen Kleinstadt Krems ein. Die alarmierten Polizisten - ein Mann und eine Frau - feuern im Dunkeln drei Mal auf beide Jugendliche. Der 14-Jährige wird im Rücken getroffen und stirbt später im Krankenhaus.

Sein 17-jähriger Komplize erleidet schwere Verletzungen an beiden Beinen. Er kommt in Untersuchungshaft und wird verhört. Die Polizisten sind danach psychisch belastet und tagelang nicht vernehmungsfähig. Der Tod des Jungen, der heute beerdigt wird, spaltet seit der Tat am vergangenen Mittwoch das Land und lässt eine heftige Polizei- und Rechtsstaats-Debatte aufflammen.

"Wer alt genug zum Einbrechen ist, ist auch alt genug zum Sterben", schreibt der Kolumnist "Jeannée" in dem konservativen Boulevardblatt "Kronen Zeitung". Die Leserbriefe dort klingen ähnlich: Ein Wiener führte gestern den Bruder des 14-Jährigen - der im Medien-Hype um den Fall einen Fotografen geschlagen hat - als Beweis für das Verbrechermilieu in der Familie an und fordert: "Wir brauchen für solch abnormale Jugendliche ein spezielles "Drill"-Camp, denn nur Gefängnis wird sie nicht verbessern."

Opposition und liberale Medien stellen dagegen viele Fragen: Warum forderten die Polizisten keine Verstärkung an? Warum wird ein schwer verletzter 17-Jähriger in U-Haft genommen? Versucht die Justiz, Fehler von Beamten zu vertuschen? "Wenn sich ausgebildete Polizisten gegen Jugendliche mit einem Schraubenzieher nicht anders zu helfen wissen, als sie zu erschießen, dann schreit das nach Konsequenzen", sagt Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen.

Das Magazin "Profil" kritisiert, dass es gar nicht um Aufklärung gehe: "Stattdessen wird gemauert und verzögert, was die Bürokratie hergibt." Laut Amnesty International sind Österreichs Polizisten zwar nicht schießwütig, aber wenn etwas passiere, habe das meist weder disziplinäre noch gerichtliche Folgen für die Beamten.

Der stellvertretende Vorsitzende der Polizeigewerkschaft , Leopold Keiblinger, sieht seine Leute dagegen einer Hetzkampagne ausgesetzt: "Kein Polizist würde ungerechtfertigt eine Waffe gebrauchen." Es habe sich ja erst später herausgestellt, dass der Einbrecher 14 Jahre alt ist. Momentan werde der Täter - "ein Verbrecher" - zum Opfer gemacht. Was sich genau in dem Supermarkt abgespielt hat, soll in etwa zwei Wochen eine Rekonstruktion klären. Der 17-Jährige, der noch im Krankenhaus liegt, und die beiden Beamten sollen dabei sein, sagte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Korneuburg. Gegen beide werde wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen ermittelt. Von dem toten 14-Jährigen wollen Familie und Freunde bei der heutigen Beerdigung in aller Ruhe Abschied nehmen - Medien sind auf dem Friedhof verboten.

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