Looping endet in der Katastrophe

Shoreham-by-Sea · Briten lieben Flugschauen. Umso größer ist der Schock über den Absturz bei Brighton mit mehreren Toten. Nur einen Tag später verunglückt ein deutscher Pilot in der Schweiz. Das wirft Fragen zur Sicherheit der Shows auf.

Am Sonntag stecken schon die ersten Blumen im Zaun. Ganz nah an der Stelle, wo am Vortag ein Militärjet mit einem Looping Tausende Zuschauer beeindruckte - und Sekunden später in einem riesigen Feuerball aufging, ausgerechnet auf einer Straße mit viel Verkehr. Die schwarze Rauchwolke nahe der südenglischen Küste war aus vielen Kilometern Entfernung noch zu sehen. Drei der mindestens elf Toten waren nicht einmal Zuschauer der Shoreham Airshow bei Brighton, sondern einfach nur im falschen Moment auf der Straße neben dem Flugplatz unterwegs.

Der Absturz der historischen Maschine vom Typ Hawker Hunter hat die Briten schockiert. Das erste Mal, seit 1952 in Farnborough fast 30 Zuschauer gestorben waren, kamen in Großbritannien wieder Unbeteiligte ums Leben. Viel öfter trifft es allerdings die Flieger. Erst Anfang August starb ein 39 Jahre alter ehemaliger Pilot der Luftwaffe in der Nähe von Manchester, als er mit einer Folland Gnat abstürzte. Der Pilot des Hawker Hunter soll ebenfalls bei der Luftwaffe gewesen sein. Er kämpft in einer Klinik ums Überleben.

Meterhoch flogen am Samstag brennende Trümmerteile durch die Luft. Weil Zuschauer die Flugvorführung festhalten wollten, verbreiteten sich schon kurz nach dem Absturz die dramatischen Bilder und Videos im Netz. Airshows sind beliebt bei den Briten und ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Von Frühjahr bis in den Spätherbst hinein findet ständig irgendwo eine statt. Das Unglück von Shoreham wirft unweigerlich die Frage auf, ob die Schauflüge der historischen Maschinen, die zu Gedenk- und Feiertagen auch gern über den Buckingham-Palast in London hinwegrauschen, sicher sind. Es ist eine Frage, die jedes Mal gestellt wird, wenn bei einer Flugschau etwas schief geht. Gestern, nur einen Tag nach dem Unglück von Shoreham, starb in der Schweiz ein Pilot der deutschen Formation Grasshoppers, als er mit einer anderen Maschine in der Luft zusammenkrachte. In Deutschland wecken solche Unfälle stets die Erinnerung an Ramstein, wo 1988 bei einer Flugschau auf der Air Base 70 Menschen starben. Vereinzelt forderten Kommentatoren in Zeitungsforen und Sozialen Netzwerken gestern, die Shows komplett zu verbieten. "Die Sicherheit aller Flugschau-Besucher wird mit viel Mühe sichergestellt", hielt der Parlamentsabgeordnete Tim Loughton dagegen. Der Unfall sei tragisch, aber kein Grund für Verbote.

"Die Piloten gehen Risiken ein, aber kalkulierbare Risiken", sagte Flugsicherheitsexperte David Learmount der BBC. Er könne gar nicht genug betonen, wie streng die Showflüge reguliert seien. Es dürfte etwa kein Manöver tiefer als 500 Fuß - rund 150 Meter - über dem Publikum ausgeführt werden. Trotzdem hält Learmount es für möglich, dass Experten für zivile Flugzeugunglücke jetzt noch strengere Regeln vorschlagen.

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HintergrundBei Flugschau-Unglücken starben schon Dutzende Menschen. So im August 1988, als im rheinland-pfälzischen Ramstein drei Jets einer italienischen Kunstflugstaffel zusammenprallten und in die Zuschauer stürzen. 70 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 350 werden verletzt. 85 Tote gab es bei einer Flugschau in Lwiw (Ukraine) im Juli 2002: Ein Kampfflugzeug war nach einem Tiefflug-Manöver auf das Flugfeld gestürzt und explodiert. Im September 2011 rast in Reno (USA) ein historisches Jagdflugzeug in die Zuschauer. Bilanz: elf Tote , 69 Schwerverletzte. dpa

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