Länger leben trotz Krebs

Heidelberg · Die Behandlung von Krebs macht in Europa offenbar Fortschritte. Patienten überleben die Krankheit heute insgesamt länger. Die Überlebenschance hängt allerdings nach wie vor von der Krebsart ab.

Krebspatienten überleben in Europa heute insgesamt länger als noch vor fünf Jahren. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit Verweis auf eine Studie gestern in Heidelberg mitteilte. So haben Krebspatienten in Nord-, Mittel- und Südeuropa - auch in Deutschland - die höchsten Überlebensraten, Osteuropäer dagegen versterben im Schnitt früher an der Krankheit.

Die europaweite Studie untersuchte für einzelne Krebsarten, wie viele Patienten die ersten fünf Jahre nach der Diagnose überleben. Die Werte in Deutschland liegen demnach bei fast allen Krebsarten in der Spitzengruppe. Auch bei krebskranken Kindern ist das Fünfjahresüberleben mit 81 Prozent höher als der europäische Durchschnitt, der bei 78 Prozent liegt.

Große Unterschiede gibt es europaweit auch zwischen den einzelnen Krebsarten. Bei Hoden-, Schilddrüsen-, Prostata- und Brustkrebs, Hautkrebs und Hodgkin-Lymphomen, einer Erkrankung des lymphatischen Systems, überleben mehr als 80 Prozent der Betroffenen die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Hingegen sind weniger als 15 Prozent der Patienten mit Lungen-, Leber, Bauchspeicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs fünf Jahre nach der Krebsdiagnose noch am Leben.

Die Studie Eurocare-5 erfasst das Überleben von zehn Millionen Krebspatienten in 29 europäischen Ländern. Berücksichtigt werden Patienten, deren Krebs zwischen 2000 und 2007 diagnostiziert wurde, sowie Sterbefälle bis 2008. Die Untersuchung deckt damit die Hälfte der europäischen erwachsenen Bevölkerung ab. Ziel ist es, zu dokumentieren, ob, wie und wo der Fortschritt in der Krebsmedizin bei der Bevölkerung Europas ankommt. Insgesamt steigen im Vergleich zur Vorgängerstudie vor fünf Jahren in ganz Europa die Überlebensraten bei fast allen Krebsarten. Die stärksten Verbesserungen dokumentierten die Forscher für Enddarmkrebs sowie für sogenannte non-Hodgkin-Lymphome.

Wie lange Krebspatienten überleben, hängt in hohem Maße von der Gesundheitsversorgung ab. So haben in osteuropäischen Ländern Patienten nicht immer Zugang zu wirksamen Krebsmedikamenten. Auch sind laut DKFZ offenbar verbesserte neue Behandlungen für einige Krebsarten noch nicht in jedem Land verbreitet. Auch sozioökonomische Bedingungen sowie Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder Übergewicht können einen Einfluss auf die Überlebensraten haben, ebenso Unterschiede beim Früherkennungsangebot.

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