Kinderärzte fordern Impf-Pflicht

Köln/Saarbrücken · Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat eine Masern-Impfpflicht für Kinder ins Gespräch gebracht. Gestern schloss sich der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, dem Vorschlag an.

Die deutschen Kinder- und Jugendärzte dringen auf eine Impfpflicht für Kinder. Die Politik solle dafür sorgen, dass alle Kinder vor der Aufnahme in eine Kindertageseinrichtung einen altersgemäßen Impfschutz nachweisen müssen, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Wolfram Hartmann, gestern in Köln. Die hohe Zahl von Masernerkrankungen in Deutschland zeige, dass die bisherigen Impfkonzepte nicht genügend wirkten.

Der Verband forderte Bahr auf, sich stärker als bisher für ein nationales Impfkonzept einzusetzen. Die gesetzlichen Grundlagen dafür gebe es bereits durch das Infektionsschutzgesetz, erklärte Hartmann. Danach habe der Bund eine sogenannte Verordnungsermächtigung, bei sehr gefährlichen Viren eine Impfpflicht einzuführen. Masern verursachten häufig gefährliche Nebenwirkungen, die in vielen Fällen zu körperlichen und geistigen Behinderungen oder sogar zum Tod führen könnten.

"Skandinavien und die USA haben die Masern praktisch ausgerottet", betonten die Kinderärzte. In Deutschland sei dies nicht gelungen. Die aktuelle Masernwelle zeige aber, dass Ärzte nicht mehr nur auf Freiwilligkeit bei den Eltern setzen könnten. "Wir brauchen endlich eine Impfpflicht."

Der stellvertretende Vorsitzende des BVKJ-Landesverbandes im Saarland, Bernhard Mischo, befürwortet eine solche Impfpflicht. "Grundsätzlich steht der BVKJ-Landesverband Impfungen positiv gegenüber", sagte er unserer Zeitung. Allerdings sei die Quote der Masern-Mumps-Röteln-Impfung im Saarland ohnehin bereits sehr hoch. Nach Angaben von Mischo sind etwa 90 Prozent der Saarländer gegen diese Krankheiten geimpft. "Im Saarland war kein erheblicher Anstieg von Masern-Erkrankungen zu bemerken", fügte er hinzu.

Im ersten Halbjahr 2013 gab es deutschlandweit nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bereits mehr als 900 Masernfälle. 2012 waren es insgesamt nur 166 Erkrankungen. Angesichts der hohen Zahl von Masernerkrankungen hatte Bahr am Dienstag eine mögliche Impfpflicht für Kinder ins Gespräch gebracht.

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