Invasion der Tiere und Pflanzen

Bonn · Aus aller Welt eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten überrumpeln heimische Artgenossen und breiten sich mitunter rasend schnell aus. Was tun gegen Waschbär, Staudenknöterich und Schwarzmundgrundel?

 Mitgebracht und mittlerweile polizeibekannt: der Waschbär.Foto:Lenhard Klimek/dpa

Mitgebracht und mittlerweile polizeibekannt: der Waschbär.Foto:Lenhard Klimek/dpa

Es gibt Leute, die Waschbären putzig finden. Doch ihr recht harmloses Aussehen kann täuschen. Das erlebte auch die Polizei Paderborn, die bei der Suche nach einem vermeintlichen Einbrecher in einem Haus eines der Tiere aufspürte: "Dann brach die Hölle los", berichteten die Beamten. Der ertappte Waschbär verwüstete die Wohnung und erst die Feuerwehr konnte das Tier einfangen. Vor 200 Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Denn da gab es noch keine Waschbären in Deutschland.

Der Eindringling mit dem wissenschaftlichen Namen Procyon lotor ist die vielleicht bekannteste invasive Art in Deutschland, deren wachsende Zahl Naturschützern Kopfzerbrechen bereitet. Invasive Arten sind ursprünglich nicht heimische Tiere und Pflanzen, die durch Menschen den Weg in hiesige Gefilde gefunden haben - und Flora und Fauna ordentlich zusetzen. Sie bedrohen alteingesessene Spezies, übertragen Krankheiten und lassen biologische Monotonie entstehen.

"Die Zahl der gebietsfremden Arten, die zu uns kommen und unerwünschte Auswirkungen haben oder haben können, ist in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen", sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Beate Jessel. Ein neues vom BfN veröffentlichtes Handbuch bündelt das Wissen über solche Spezies - verbunden mit der Frage, wie sie zu stoppen sind. Es geht um Tiere wie den Waschbären oder den kleinen Fisch Schwarzmundgrundel, aber auch um Pflanzen, wie den Japanische Staudenknöterich. "Er besiedelt in kurzer Zeit riesige Flächen, so dass die vorhandenen Vegetationsstrukturen komplett umgestaltet werden. Da wuchert dann nur noch dieser Staudenknöterich", beschreibt Jessel die Lage.

Zentral beim kmapf gegen die exoten ist, dass sich neue Arten erst gar nicht breit machen können. "Wenn sich eine Art flächendeckend ausgebreitet hat und nachgewiesen invasiv ist - also ökologische oder ökonomische Schäden verursacht -, muss man ein Management schaffen, um die Schäden zu minimieren", sagt der Nabu-Naturschutzexperte Till Hopf.

Dem Waschbären wurde das Übersiedeln aus Amerika einst noch verhältnismäßig leicht gemacht. Zwei Tierchen wurden nach BfN-Recherchen 1835 aus New Orleans von einem Seefahrer für die Pfaueninsel in Berlin mitgebracht. Später entkamen erste Exemplare von Zuchtfarmen. Heute hat sich der Waschbär vielerorts breitgemacht - oft zum Schaden anderer Tiere. "In Brandenburg ist er ein großes Problem für den Naturschutz, weil er die heimischen Sumpfschildkröten bedrängt", berichtet BfN-Präsidentin Jessel. "Er beißt ihnen die Köpfe ab und gräbt deren Eier aus."

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