Im Kampf gegen die Rocker

Berlin. Mit einer neuen Razzia in Berlin hat die Polizei den Druck auf die gewalttätige Rockerszene in Deutschland verstärkt. Zuvor hatte der Berliner Senat die einflussreichste Hauptstadt-Gruppe der Hells Angels verboten

Berlin. Mit einer neuen Razzia in Berlin hat die Polizei den Druck auf die gewalttätige Rockerszene in Deutschland verstärkt. Zuvor hatte der Berliner Senat die einflussreichste Hauptstadt-Gruppe der Hells Angels verboten. "Mit dem Verbot von Hells Angels Berlin City senden wir das Signal, dass wir Rechtsbrüche aus welcher Richtung auch immer nicht dulden werden", sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) gestern.Die Berliner Fahnder hatten allerdings ein Problem: Da Informationen vorab durchsickerten, waren die Rocker vorbereitet. Nach Informationen der "Berliner Morgenpost" entfernte die Gruppe bereits am Dienstagabend die Vereinsschilder am Clubhaus und tauschte ihre Totenkopfkutten gegen weiße T-Shirts.

Die Polizei musste ihre Aktion vorziehen. 550 Polizisten und Spezialeinsatzkommandos aus anderen Bundesländern durchsuchten in Berlin Vereinslokale und etwa 30 verdächtige Wohnungen. Es seien Mobiliar, Messer und acht Motorräder beschlagnahmt worden, sagte ein Polizeisprecher.

Nach Polizeiangaben war nur eine kleine Gruppe mit der Einsatzplanung vertraut. Es gebe bisher auch keine Hinweise, dass die Hells Angels aus den Reihen der Polizei gewarnt worden seien. Sie könnten auch aus den Medien von der bevorstehenden Razzia erfahren haben. Die Polizei ermittelt nun wegen Geheimnisverrates gegen Unbekannt.

Bei früheren Einsätzen gegen Rockerkreise hatte es allerdings auch in anderen Städten wiederholt Pannen und Lecks in Polizeikreisen gegeben. Am Montag waren zudem einige Bandidos zu den bisher verfeindeten Hells Angels nach Potsdam übergelaufen. Spekuliert wird, dass auch sie einen Polizeieinsatz befürchteten und mit ihrem Wechsel nach Brandenburg Eigentum und Motorräder sichern wollten.

Dem Verbotsverfahren der Hells Angels Berlin City gingen jahrelange Ermittlungen voraus. Den Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden zufolge sollen die Rocker-Clubs tief in die organisierte Kriminalität verwickelt sein. Der Gruppe werden nach Polizeiangaben Tötungs- und Drogendelikte, unerlaubter Waffenbesitz und Zuhälterei vorgeworfen. Die Mitglieder dürfen nun keine Ersatzorganisationen gründen und auch nicht gemeinsam einem anderen Verein beitreten.

Auch in Norddeutschland hatte es in den vergangenen Tagen groß angelegte Aktionen gegen Rocker gegeben. Rund 1200 Beamte durchsuchten in Kiel, Hannover und Hamburg Bordelle, Kneipen und Wohnungen. Bei Bottrop in Nordrhein-Westfalen war am Dienstag ein Mitglied der mit den Hells Angels konkurrierenden Bandidos erschossen worden. Das Motiv gibt weiter Rätsel auf. Bei Kiel suchten Spezialisten in einer Lagerhalle, die von den Hells Angels genutzt wird, weiter nach einer einbetonierten Leiche.

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