HIV-infiziertes Baby praktisch geheilt

Washington. Weltweit werden jedes Jahr rund 330 000 Kinder mit dem HI-Virus geboren oder infizieren sich beim Stillen bei ihrer erkrankten Mutter. Das Problem macht vor allem in den ärmeren Ländern Afrikas zu schaffen, wo schwangere Frauen mit Aids nicht routinemäßig mit antiviralen Medikamenten behandelt werden

Washington. Weltweit werden jedes Jahr rund 330 000 Kinder mit dem HI-Virus geboren oder infizieren sich beim Stillen bei ihrer erkrankten Mutter. Das Problem macht vor allem in den ärmeren Ländern Afrikas zu schaffen, wo schwangere Frauen mit Aids nicht routinemäßig mit antiviralen Medikamenten behandelt werden. Dies, verbunden mit einer Therapie, die sechs Wochen nach der Geburt beginnt, könnte die Übertragung des Virus verhindern. Vor diesem Hintergrund lässt der von US-Forschern publizierte Fall in Mississippi aufhorchen. Ärzte haben dort nach eigenen Angaben erstmals ein mit dem HI-Virus infiziertes Baby weitgehend geheilt.Die Mutter tauchte erst kurz vor der Geburt des Kindes in einem Krankenhaus in Jackson auf. Während ihrer Schwangerschaft hatte sie keinerlei Vorsorge erhalten. Die Ärzte entdeckten ihre eigene HIV-Infektion erst bei den Untersuchungen in der Klinik. Zu diesem Zeitpunkt war es längst zu spät für eine Therapie, die dem Kind helfen konnte.

In Zusammenarbeit mit der University of Massachusetts Medical School entschieden die behandelnden Ärzte, das Baby unmittelbar nach der Geburt zu behandeln. 29 Tage später konnte bei dem Säugling der Virus schon kaum mehr festgestellt werden. Die Mutter brach die Nachsorge-Untersuchungen nach wenigen Monaten ab. Als sie das Kind im Alter von fast zwei Jahren noch einmal vorstellte, war es noch immer nahezu virusfrei, obwohl es keinerlei Medikamente mehr erhalten hatte. "Die Zeit und weitere Untersuchungen werden zeigen, ob dieses Kind wirklich geheilt worden ist", erklärt Katherine Luzuriaga von dem Forscherteam aus Massachusetts.

Falls sich die Ergebnisse bestätigen, wäre dies das erste Mal, dass Aids durch eine Kombination aus Medikamenten besiegt werden konnte. Der einzige andere Fall einer Heilung ist 2007 in Deutschland bei einem Mann berichtet worden, der eine Knochenspende von einer Person bekam, die eine seltene HIV-Resistenz in den Zellen hatte. Der Chef des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, ist verhalten optimistisch. "Das gibt uns einen Ansatzpunkt für weitere Studien, die erweisen müssen, dass es sich um ein wirkliches Phänomen handelt." Sollten sich die Befunde wiederholen lassen, könnte es in absehbarer Zeit eine Therapie für Neugeborene geben, die mit HIV zur Welt kommen. sp

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