Haschisch statt Oliven

Madrid · Madrid. Haschisch und Marihuana anstelle von Mandeln und Oliven: Ein Dorf im Nordosten Spaniens glaubt, einen Ausweg aus der wirtschaftliches Krise gefunden zu haben. Die 900-Seelen-Gemeinde Rasquera bei Tarragona will auf Feldern in ihrer Umgebung eine Cannabis-Plantage anlegen lassen

 Ein Dorf im Nordosten Spaniens will die Wirtschaftskrise mit Cannabis-Anbau überwinden. Foto: dpa

Ein Dorf im Nordosten Spaniens will die Wirtschaftskrise mit Cannabis-Anbau überwinden. Foto: dpa

Madrid. Haschisch und Marihuana anstelle von Mandeln und Oliven: Ein Dorf im Nordosten Spaniens glaubt, einen Ausweg aus der wirtschaftliches Krise gefunden zu haben. Die 900-Seelen-Gemeinde Rasquera bei Tarragona will auf Feldern in ihrer Umgebung eine Cannabis-Plantage anlegen lassen. Dazu soll Ackerland an eine Initiative aus Barcelona verpachtet werden, die Haschisch und Marihuana für den Eigenbedarf herstellen will.Bürgermeister Bernat Pellissa verspricht sich davon 40 neue Arbeitsplätze und Einnahmen von 1,3 Millionen Euro für die Gemeindekasse in den kommenden zwei Jahren. "Wir sind damit Vorreiter für ganz Europa", sagt Pellissa. Um sicherzugehen, nicht gegen die Rauschgiftgesetze zu verstoßen, hatte er sich bei Rechtsexperten ein Gutachten eingeholt. Dort heißt es unter Hinweis auf die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs: "Der Anbau von Cannabis ist kein Gesetzesverstoß, solange er nicht für den Handel mit Dritten bestimmt ist."

Das Vorhaben, das kürzlich vom Gemeinderat verabschiedet wurde, sorgte in ganz Spanien für Schlagzeilen. Die Dorfbewohner sind geteilter Meinung. Einige halten das Projekt für eine gute Idee, andere befürchten, Rasquera könne in den Ruf eines "Kiffer-Dorfes" geraten. Ein Geistlicher warnte in seiner Predigt unter Hinweis auf die einstige kolumbianische Drogenmetropole, der Ort dürfe nicht zu einem "katalanischen Medellin" werden.

Die spanische Regierung reagierte alles andere begeistert. Sie schaltete die Staatsanwaltschaft ein, weil sie vermutet, dass das Vorhaben illegal ist. "Es deutet alles darauf hin, dass wir es mit einem Delikt zu tun haben", sagte der Drogenbeauftragte Francisco de Asís Babín. Die Bedenken stützen sich unter anderem darauf, dass die Initiative, die die Plantage betreiben will, etwa 5000 Mitglieder hat. Bei dieser großen Zahl dürfte es schwer werden nachzuweisen, dass das hergestellte Cannabis ausschließlich dem Eigenbedarf dienen und die Grenzlinie zum Kommerz nicht überschritten wird.

In Spanien gibt es etwa 100 Zusammenschlüsse von Haschisch- und Marihuana-Konsumenten. Sie fördern den Cannabis-Anbau für den Eigenbedarf und ermöglichen es ihren Mitgliedern, die Drogen auf legale Weise zu bekommen.

Mehr als die Hälfte dieser Initiativen ist im Baskenland ansässig. Kaum eine andere Region kommt auf so viele organisierte Cannabis-Konsumenten. Die Clubs und Vereinigungen bewegen sich jedoch rechtlich auf einem unsicheren Boden, denn die Grenzen zwischen Eigenbedarf und Kommerz sind nicht klar gezogen.

Das Baskenland startete als erste spanische Region einen Vorstoß, die rechtliche Unsicherheit zu überwinden. Das Regionalparlament beschloss mit den Stimmen aller Fraktionen, eine gesetzliche Regelung für die Zusammenschlüsse der Haschisch- und Marihuana-Konsumenten zu erstellen. Damit soll erreicht werden, dass die Clubs weder Polizeirazzien noch die Festnahme von Mitgliedern befürchten müssen.

Im Gegenzug sollen die Initiativen sich verpflichten, keine Minderjährigen aufzunehmen, und dazu beitragen, die Bevölkerung über die Gefahren des Rauschgiftkonsums aufzuklären. "Dies ist ein historischer Schritt", sagte Martin Barriuso, Präsident des Verbandes der Cannabis-Vereinigungen (FAC). Damit gehe ein Jahrhundert prohibitionistischer Politik seinem Ende entgegen.

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