Früher war mehr Lametta

Berlin · Nach einer aktuellen YouGov-Umfrage sehnt sich die Mehrheit der Deutschen nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit. Vor allem der Verlust der christlichen Tradition an Weihnachten beschäftigt sie.

Der Loriot-Sketch "Weihnachten bei Hoppenstedts" von 1978 ist legendär - darin spielt der Komiker den Opa mit dem berühmten Quengel-Satz "Früher war mehr Lametta". Damit bringt er wohl die typisch deutsche Fest-Nostalgie auf den Punkt. Aktuelle Umfrage-Ergebnisse scheinen die Idee des Humoristen Vicco von Bülow (1923-2011) zu bestätigen. Die Verklärung der Vergangenheit hat Hochkonjunktur zur Weihnachtszeit. Im Dezember dominiert die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit.

Aus Sicht der meisten Erwachsenen war Weihnachten laut repräsentativer YouGov-Umfrage früher festlicher (das sagen 68 Prozent), schöner (64 Prozent) und häufiger weiß (78 Prozent). Schnee zum Fest kann man natürlich oft in den Alpen oder Mittelgebirgen erleben. Doch dass früher auch in den tieferen Lagen mehr Schnee lag, stimme nicht, versichern Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Nach Auswertung der vergangenen 50 bis 60 Jahre habe sich an der Weihnachts-Schneewahrscheinlichkeit nichts geändert. Laut DWD-Statistik gibt es in München etwa alle drei Jahre am 24. Dezember Schnee . In Berlin , Frankfurt, Hannover, Leipzig und Dresden ist in jedem fünften Jahr der Heiligabend weiß, in Hamburg in jedem achten. In diesem Jahr wird es wohl fast überall grün bleiben. Fast flächendeckend eine weiße Weihnacht an Heiligabend und den beiden darauffolgenden Feiertagen gab es zuletzt im Jahr 2010 zwischen Nordsee und Alpen. Als Jahr mit weißer Weihnacht deutschlandweit gilt außerdem 1981. Als "überwiegend weiße Weihnacht" an mindestens einem der Feiertage bezeichnet der DWD die Jahre 1986, 1970, 1969 und 1963. Fast 80 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es früher öfter Schnee zum Fest gab. Nur zwei Prozent meinen, heute gebe es häufiger Schnee . Der Rest machte keine Angabe oder aber die realistischere Einschätzung, es gebe heute genauso oft wie früher weiße Weihnachten .

In diesem Jahr scheint die Lust auf Kitsch und Gemütlichkeit, der Wunsch nach einer heilen Welt, besonders groß zu sein. Zumindest könnte man auf diese Weise den gigantischen Erfolg des Musikalbums "Weihnachten " von Helene Fischer deuten. Laut GfK Entertainment ist das Werk mit großem Orchester und Weihnachtsklassikern wie "Stille Nacht", "Ihr Kinderlein kommet" oder "Vom Himmel hoch da komm ich her" Platz eins der Jahrescharts. Es sei das erste Mal, dass ein Weihnachtsalbum diesen Erfolg schaffe.

Doch trotz der Weihnachtsstimmung in der Republik hat eine große Mehrheit wohl auch Verlustängste. Das Fest von Jesu Geburt verliert einer überwiegenden Mehrheit nach seinen religiösen Kern: 82 Prozent stimmen dieser Aussage zu, 43 Prozent davon sogar "voll und ganz", 39 Prozent stimmen "eher zu". Der Rest machte keine Angabe dazu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort