Front gegen den Weihnachtsmann

Köln · Die katholische Kirche entdeckt einen Heiligen wieder: St. Nikolaus. Die Teilnehmer des ersten bundesweiten Treffens wollen weg vom Konsum im Advent – für sie verkörpert durch den Weihnachtsmann.

 Bischofsmütze, Stab und langer Bart. Für die Teilnehmer des Treffens in Köln macht einen richtigen Nikolaus aber mehr aus, als nur seine Kleidung. Foto:Oliver Berg/dpa

Bischofsmütze, Stab und langer Bart. Für die Teilnehmer des Treffens in Köln macht einen richtigen Nikolaus aber mehr aus, als nur seine Kleidung. Foto:Oliver Berg/dpa

Auf den ersten Blick wirkt das "erste bundesweite Nikolaus-Treffen" gestern in Köln wie eine Geheimzusammenkunft. Denn alle 70 Teilnehmer sind in Zivil. Kein weißer Bart weit und breit. Aber man merkt: Hier geht es um Grundsätzlicheres. Der wesentliche Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann sei nicht etwa der, dass der eine einen Bischofshut auf habe und der andere eine Art umgefärbte Schlumpfmütze. Nein, sagt Pfarrer Dominik Meiering, der Leiter des Treffens: "Nikolaus ist eine Identifikationsfigur für solidarisches Handeln."

St. Nikolaus habe sich schon immer für die Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt. Es gibt da eine Legende, von der sich die Geschenktradition am Nikolaustag ableiten soll. Sie besagt, dass ein Mann solche Geldsorgen hatte, dass er seine drei Töchter "auf die Straße schicken" wollte. Um ihnen das zu ersparen, warf ihnen Nikolaus drei Goldklumpen durch den Kamin. "Eine ganz aktuelle Geschichte", meint Pfarrer Meiering dazu. "Das ist Zwangsprostitution , darum geht's!" Der Nikolaus als Sozialarbeiter. Und der Weihnachtsmann aus den USA? "Eine Werbefigur von Coca Cola, eine Kunstfigur, die vor allem zum Konsum einlädt!"

Weihnachtsmann ist ein ganz böses Wort hier in Köln . "Wir sind nicht der Weihnachtsmann! Das wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte", stellt Bernhard Schulze Wartenhorst klar, Primas des Nikolaus Collegiums in Freckenhorst. Der kleine Ort im Münsterland ist das Mekka der Nikolaus-Freunde: Am 5. Dezember bekommen alle 560 Kinder Besuch vom Nikolaus. Die 34 Nikolaus-Darsteller haben alle eine Ausbildung gemacht. Mit 18 Jahren fängt man als Knecht Ruprecht an, dann arbeitet man sich hoch.

Meiering ist sicher: Das große Comeback des Nikolaus hat längst begonnen. "Wenn ich mir anschaue, was für ein Revival der Nikolaus in den letzten fünf Jahren erlebt hat, das ist schon der Wahnsinn! Wir können uns vor Anfragen kaum retten", sagt er. Meiering hat einen Traum: "Wie wäre es denn, wenn der Nikolaus eine solche Strahlkraft entwickeln würde wie die Sternsingeraktion?"

Es dunkelt schon, und noch immer sitzen die Nikoläuse in Arbeitsgruppen zusammen. Und dann ist es endlich soweit: Bärte raus! Fürs Foto ziehen sie doch noch ihre festlichen Gewänder und Bischofsmützen an - Goldglanz statt simplem Rot-Weiß. Der Weihnachtsmann kann sich warm anziehen.

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