Streit über Rettung Griechenlands

Athen · Der Internationale Währungsfonds (IWF) gesteht Fehler bei der Rettung Griechenlands ein und macht EU-Politikern Vorwürfe. Die EU widerspricht der Darstellung vehement.

Gut drei Jahre nach Beginn der Griechenland-Rettung hat der Internationale Währungsfonds eine kritische Zwischenbilanz gezogen und eigene Fehler eingestanden. In Athen stieß das IWF-Papier auf Zustimmung. Regierungschef Antonis Samaras betonte aber, die gesetzten Ziele müssten erreicht werden. Deutlicher Widerspruch kam dagegen aus Brüssel. Im Kern geht es in dem IWF-Dokument darum, dass die Erwartungen der Griechenland-Retter über die Wirkung des ersten Hilfsprogramms im Frühjahr 2010 viel zu optimistisch gewesen seien.

"Das Vertrauen der Märkte wurde nicht wiederhergestellt und die Wirtschaft war einer viel tieferen Rezession ausgesetzt als erwartet - mit einer entsprechend außerordentlich hohen Arbeitslosigkeit", heißt es in dem rund 50-seitigen Papier. Außerdem sei zu wenig getan worden, um das Wachstum der griechischen Wirtschaft anzukurbeln. Schließlich sei der erwünschte Effekt einer Reduzierung der Staatsschulden nicht im erhofften Maße eingetreten, sodass schließlich später ein Schuldenschnitt nötig wurde.

Kritisch setzen sich die IWF-Experten auch mit dem Verhalten der europäischen Politiker auseinander. "Die Europäer waren langsam bei einer umfassenden Antwort auf die Krise", sagte der Chef der IWF-Griechenland-Mission, Poul Thomsen. Außerdem hätten einige Europäer Griechenlands Verbleib in der Eurozone infrage gestellt. "Das hat die Stimmung negativ beeinflusst."

Die EU-Kommission distanzierte sich von dem Bericht des IWF. "Die EU-Kommission ist mit einigen Schlussfolgerungen nicht einverstanden", sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn. Die Behauptung, es sei für wachstumsfördernde Reformen in Griechenland nicht genug getan worden, sei "schlichtweg falsch und unbegründet". Auch die Annahme, ein Schuldenschnitt schon zu Beginn der Krise 2010 wäre besser gewesen, wies er zurück. "Der Bericht ignoriert, dass die Euro-Staaten untereinander verbunden sind." Es habe ein Ansteckungsrisiko für andere Euro-Länder gegeben.

Griechenland musste 2010 als erstes Euroland von seinen europäischen Partnern und dem IWF vor der Pleite gerettet werden. Das Programm erwies sich bald als nicht ausreichend, sodass ein zweites Hilfspaket nötig wurde. Im Gegenzug zu Milliarden-Hilfskrediten musste sich Griechenland zu einem harten Sparkurs verpflichten. Unter den Folgen leidet das Land, dessen Wirtschaftsleistung seit Jahren schrumpft, bis heute.

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