Eltern fürchten um ihre Kinder

Malonne. Kinderlachen ertönt aus einem Garten. Zwei kleine Mädchen spielen auf einer Schaukel. Sie sind nur etwas jünger als Julie und Mélissa damals waren, als sie im Kellerverlies des belgischen Kindermörders Marc Dutroux 1996 starben. Die Ex-Frau von Dutroux, Michelle Martin, ließ sie elendig verhungern

Malonne. Kinderlachen ertönt aus einem Garten. Zwei kleine Mädchen spielen auf einer Schaukel. Sie sind nur etwas jünger als Julie und Mélissa damals waren, als sie im Kellerverlies des belgischen Kindermörders Marc Dutroux 1996 starben. Die Ex-Frau von Dutroux, Michelle Martin, ließ sie elendig verhungern. Ein Foto der beiden Mädchen hängt an einer nahen Schaufensterscheibe im südbelgischen Malonne bei Namur - wo Martin künftig in einem Kloster leben wird. "Die Frau, die ihr beherbergen wollt, hat uns verhungern und verdursten lassen", steht darüber. "Wir hier in Malonne wehren uns gegen ihre Aufnahme."Doch der Protest hat nichts genutzt. Seit Dienstag ist die 52 Jahre alte Michelle Martin aus der Haft entlassen und bereits im Klarissinnen-Kloster des Ortes angekommen. Und Malonne ist in Aufruhr. Auch gestern protestieren Menschen vor dem Kloster, diskutieren mit der Polizei. "Wir vergessen niemals", steht auf einem Schild, das ein Foto von Mélissa und Julie zeigt. Der 5000-Einwohner-Ort ist ein idyllisches Fleckchen, umgeben von Wald und Feldern. Eine Apotheke, eine Metzgerei und eine Pizzeria gibt es an der Hauptstraße, daneben eine Schule. Mit der Entlassung Martins ist Malonne plötzlich in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.

Viele Einwohner sind wütend. "Sie hätte im Gefängnis bleiben sollen", sagt der 33 Jahre alte Kamal Magri. "Das ist nicht gerecht." Elie, der selbst vier Kinder hat, sagt: "Für alle Eltern hier ist das schrecklich. Sie haben Angst um ihre Kinder." Guy Maquet, der Direktor der örtlichen Schule, kritisiert, dass Martin mitten in einem Schulgebiet untergebracht wird. "Wir haben hier 2500 Schüler", sagt er. "Ich bin nicht glücklich mit dieser Lösung."

Die Entscheidung der Nonnen, Martin aufzunehmen, verstehen viele nicht. "Ich bin wirklich enttäuscht von ihnen", sagt Ange Sicurella. Anders sieht es Nicole Melard, sie kritisiert das Versagen der Gesellschaft: "Die Nonnen übernehmen die Aufgabe der Gesellschaft, die ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden ist".

Die Straße den Hügel hinauf zum Kloster ist von der Polizei abgeriegelt. Rund 30 Beamte sollen in Zukunft für die Sicherheit Martins sorgen. Mehrere Übertragungswagen, Kamerateams und Fotografen warten vor dem Kloster. "Jetzt verstehe ich den Begriff Medienzirkus", stöhnt Laurent Tannier, der nur wenige Meter entfernt wohnt. "Das ist keine große Sache", sagt der 39-Jährige über seine neue Nachbarin. "Mich stören nur der Verkehr und die Leute." Diese Meinung teilen nicht alle. Bei der Ankunft Martins warteten viele Einwohner am Fuße des Hügels. "Wir wollen zeigen, dass wir mit ihrer Entlassung nicht einverstanden sind", sagt eine junge Frau. dpa

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