Ein Tag ohne Fleisch

Der Vorschlag der Grünen, in deutschen Kantinen wöchentlich einen fleischlosen Tag einzulegen, hat Wellen geschlagen. Doch wie ist es eigentlich um den Konsum tierischer Produkte hierzulande bestellt? dpa-Mitarbeiter Alkimos Sartoros ist dem Fleisch auf der Spur.

Wie viel Fleisch essen die Menschen in Deutschland?

Fleischessen ist hierzulande vor allem Männersache. Das ergab zumindest die Nationale Verzehrstudie II des bundeseigenen Max-Rubner-Instituts (MRI) in Karlsruhe aus dem Jahr 2006. Pro Tag verdrückt demnach ein erwachsener Mann im Schnitt mehr als 100 Gramm Fleisch. Frauen kommen im Schnitt nur auf rund 50 Gramm.

Eine im Februar vorgestellte Studie der Techniker Krankenkasse (TK) bestätigte diesen Trend: Während nur vier von zehn Frauen täglich Wurst oder Fleisch essen, sind es sechs von zehn Männern. Das Verbraucherministerium kam für das Jahr 2012 auf einen Pro-Kopf-Verbrauch von 87 Kilogramm pro Jahr. Dabei handelte es sich jedoch um die für den Verbrauch zur Verfügung stehende Menge, nicht die tatsächlich verzehrte.

Wie hoch ist der Fleischkonsum in anderen Ländern?

Im Vergleich mit 19 EU-Ländern landete Deutschland beim Fleischverbrauch auf Platz zehn. 89,5 Kilogramm schlugen demnach im Jahr 2010 pro Kopf zu Buche. Spitzenreiter war Zypern: Auf jeden Einwohner der Mittelmeerinsel kamen im Schnitt 137,4 Kilogramm Fleisch.

Wie viel Fleisch in der Ernährung ist ratsam?

Mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche sollten es nicht sein, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Oder anders ausgedrückt: Zwei mittelgroße Steaks pro Woche reichen völlig aus. "Fleisch ist nicht überlebensnotwendig", sagt Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. Bei fleischloser Ernährung sollte man aber darauf achten, genug Vitamin B12 über andere tierische Lebensmittel wie Eier oder Milch zu sich zu nehmen. Das sei wichtig für die Blutbildung und die Nerven. Wer sich vegan, also ohne tierische Produkte, ernähren möchte, sollte unter Umständen auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.

Welche Möglichkeiten hat man bislang, wenn man fleischlos zu Mittag essen möchte?

"Nahezu jede Kantine bietet vegetarische Gerichte an", sagt Benedikt Wolbeck vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Denn die Nachfrage nach vegetarischem und nach veganem Essen habe in den vergangenen Jahren zugenommen.

Zum Thema:

HintergrundDas Wort vegetarisch stammt von den lateinischen Begriffen "vegetare" (beleben) und "vegetus" (frisch, lebendig) ab. Es gibt verschiedene Arten von Vegetariern: Ovo-Lakto-Vegetarier (meiden Fleisch und Fisch, essen aber Eier und Milchprodukte), Lakto-Vegetarier (meiden Fleisch, Fisch und Eier, aber nehmen Milchprodukte zu sich), Ovo-Vegetarier (meiden Fleisch, Fisch, Milch- und Milchprodukte, essen aber Eier) sowie Veganer (meiden alle tierischen Produkte). In Deutschland leben rund sieben Millionen Vegetarier. Die Anzahl der Veganer wird auf 800 000 geschätzt. Der Anteil der Vegetarier hat sich in 30 Jahren vervielfacht. 1983 ging die Gesellschaft für Konsumforschung noch von 0,6 Prozent aus. Das Land mit den meisten Vegetariern ist Indien. Etwa 400 Millionen Menschen leben dort vegetarisch - fast 40 Prozent der Bevölkerung. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort