Ein kleiner Pieks mit großem Nutzen

Berlin. Masern, Mumps, Röteln - Impfungen gegen die typischen Kinderkrankheiten sind unerlässlich. Das meint nicht nur die Ständige Impfkommission, sondern auch ein Großteil der Eltern. Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa finden es 97 Prozent der Befragten wichtig, dass ihre Kinder die empfohlenen Impfungen erhalten

 Ein Kleinkind wird gegen Masern geimpft. Zwar halten viele Eltern den Impfschutz für wichtig, doch nicht jeder lässt sein Kind tatsächlich gegen Masern, Mumps und Co. immunisieren. Foto: Carstensen/dpa

Ein Kleinkind wird gegen Masern geimpft. Zwar halten viele Eltern den Impfschutz für wichtig, doch nicht jeder lässt sein Kind tatsächlich gegen Masern, Mumps und Co. immunisieren. Foto: Carstensen/dpa

Berlin. Masern, Mumps, Röteln - Impfungen gegen die typischen Kinderkrankheiten sind unerlässlich. Das meint nicht nur die Ständige Impfkommission, sondern auch ein Großteil der Eltern. Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa finden es 97 Prozent der Befragten wichtig, dass ihre Kinder die empfohlenen Impfungen erhalten. Bei der Umsetzung sieht es allerdings etwas anders aus.Am wichtigsten waren den 520 Befragten die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Tetanus und Kinderlähmung. Frauen nehmen das regelmäßige Impfen ihrer Kinder dabei ein wenig ernster als Männer. Der Schutz gegen Windpocken, Rota-Viren, die schwere Durchfallerkrankungen auslösen, und gegen Humane Papillom-Viren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs verursachen können, haben für viele dagegen keine Priorität. "Dies hängt wohl hauptsächlich mit falschen Informationen über die Gefährlichkeit der Erkrankungen zusammen", meint der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts, Jan Leidel.

Die Stiko empfiehlt für Kinder zwölf Grundimpfungen, dazu kommt für Mädchen die Impfung gegen HPV. Für Schwangere, Menschen ab 60 oder chronisch Kranke sei auch eine Grippe-Impfung sinnvoll. Alle zehn Jahre sollten Erwachsene zudem ihre Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten auffrischen lassen.

In Deutschland gibt es bisher kein einheitliches umfassendes System zur Erhebung von Impfdaten. Nur für Erstklässler liegen regelmäßig Zahlen vor - aus der Schuleingangs-Untersuchung. Die aktuellsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) von 2010 zeigen, dass die Impfquote in dieser Altersgruppe kontinuierlich ansteigt. Deutlich wird das bei Keuchhusten, wo die Impfquote von 78,1 Prozent (2000) auf 94,7 Prozent (2010) kletterte.

Der Impfschutz gegen die Leberentzündung Hepatitis B - eine effektive Maßnahme zur Verhinderung von Leberkrebs - ist nach Ansicht des RKI mit 86,8 Prozent noch immer unzureichend. Das gelte auch für die zweite Impfung der Kinder gegen Masern (91,5 Prozent), Mumps und Röteln (91,2 Prozent). In der Umfrage schätzten jeweils rund 93 Prozent der Eltern diese Impfungen als unerlässlich ein.

Weiterhin auffällig: Wie in den Vorjahren hatten Kinder aus den neuen Bundesländern einen um zwei bis drei Prozent besseren Impfschutz als in den alten. Dieser Unterschied rühre noch aus der DDR-Zeit, meint der Stiko-Vorsitzende Leidel. "Dort gab es eine Impfpflicht und es war einfach völlig normal und gesellschaftlich akzeptiert, dass man Schutzimpfungen in Anspruch nahm."

Bei Erwachsenen werden lediglich die Impfquoten gegen zwei Krankheiten erhoben: Laut RKI sind 72 Prozent gegen Tetanus und 30 Prozent gegen Grippe geimpft. Jährlich erkranken bundesweit bis zu 15 überwiegend ältere Menschen an Tetanus, die Sterberate liegt bei zehn bis 70 Prozent.

Seit Sommer 2012 empfiehlt die Stiko eine Impfung gegen Mumps für Jugendliche und junge Erwachsene, da die Krankheit sich nach Einführung der Impfung in höhere Altersklassen verschoben hat. Eine einmalige Masern-Impfung für Erwachsene mit mangelndem Impfschutz wird seit 2010 empfohlen. Die Masern-Impfung hält auch Jan Leidel für wichtig, damit es endlich gelinge, die Krankheit zu eliminieren. Außerdem spricht er sich dafür aus, die HPV-Impfung ernster zu nehmen. "Durch diese Impfung könnte sehr viel Leid verhindert werden."

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