Die Steinzeit-Venus von der Schwäbischen Alb

Tübingen. Wenn der Tübinger Archäologe Nicholas Conard im Frühsommer zu seinen Grabungsstätten auf der Schwäbischen Alb fährt, schauen manche Kollegen schon etwas neidisch hinterher. Ein paar Monate wühlt der Wissenschaftler dann in einer Höhle im Dreck - und wenig später präsentiert er eine neue Sensation

Tübingen. Wenn der Tübinger Archäologe Nicholas Conard im Frühsommer zu seinen Grabungsstätten auf der Schwäbischen Alb fährt, schauen manche Kollegen schon etwas neidisch hinterher. Ein paar Monate wühlt der Wissenschaftler dann in einer Höhle im Dreck - und wenig später präsentiert er eine neue Sensation. Mit der "Venus vom Hohle Fels", die Conard gestern präsentierte, ist das nicht anders. Die nur sechs Zentimeter große Figur verschlage Archäologen auf der ganzen Welt die Sprache, erzählte der Wissenschaftler. Sie gilt nun als die älteste bislang bekannte Menschenfigur der Welt. Die aus Mammut-Elfenbein geschnitzte Frau mit übergroßen Brüsten und einer stark vergrößerten Vulva sei über 35 000 Jahre alt.

Die Figur scheint ein weiterer Hinweis dafür zu sein, dass auf der Schwäbischen Alb das erste Kulturvolk der Welt lebte. Namhafte internationale Archäologen sind davon überzeugt. Einer, der seit zwölf Jahren die besten Beweise für diese These liefert, ist Nicholas Conard. Aber ausgerechnet er selbst hält dieses Erklärungsmodell seiner Kollegen für zu "schwabozentrisch". Zu simpel scheint ihm die Vorstellung, dass ein "Ur-Schwabe" die Musik und sein Höhlen-Nachbar die darstellende Kunst erfunden hat. "Die ältesten Musikinstrumente wurden definitiv hier gefunden", sagte Conard vor kurzem. "Aber das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder die Schwaben haben die Musik erfunden oder es gab damals auch anderswo Musikinstrumente, die bislang bloß niemand ausgegraben hat."

Zudem seien Funde aus der Steinzeit im kalkhaltigen Gestein der Schwäbischen Alb möglicherweise nur besser erhalten geblieben als anderswo. Außerdem zähle die Schwäbische Alb zu den am besten erforschten Regionen weltweit.

Auch wenn Conard also den Superlativ meidet, so waren die Menschen auf der Schwäbischen Alb zumindest ziemlich früh dran. Dass Menschen schon vor 40 000 Jahren Frauenfiguren geschnitzt haben, sie als Fruchtbarkeitssymbol gestaltet haben - das haben Experten bislang für unmöglich gehalten. dpa

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