Die Panda-Bande von Sichuan

Peking · Chinas Nationalsymbol, der Pandabär, droht auszusterben. In einem Park im Südwesten des Landes setzen sich Züchter für den Erhalt der Tiere ein. Prompt kommen 17 gesunde Panda-Babys zur Welt.

Es war einmal ein großer Bär, weiß wie Schnee. Eines Tages starb der Bär. Seine betrübten Bären-Freunde, ebenfalls blendend weiß, weinten nicht, sondern griffen zum Farbeimer und malten sich große schwarze Augenringe - als Zeichen ihrer Trauer. Seitdem nennen sich die Bären Panda-bären. Diese Jahrhunderte alte Geschichte erzählen Chinesen gern, wenn sie von ihrer Liebe zu den "süßen, niedlichen Tierchen" sprechen. "Tierchen", die immerhin 125 Kilogramm auf die Waage bringen können und ein Nationalsymbol des Landes sind. Doch es handelt sich um eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Kommen welche zur Welt - weich, flauschig, gerade einmal hamstergroß -, ist die Freude daher groß.

Luo Li kennt diese Mechanismen - genau wie die der Panda-Zeugung. Seit Jahren schon arbeitet sie als Züchterin im Panda-Park von Chengdu in Südwestchina, wo vergangene Woche eine ganze "Panda-Bande" in Kameras linste. Der kleine Mingming war der erste von 17, den die Park-Mitarbeiter am 20. Juli dieses Jahres auf die Welt holten. "So eine Pandabär-Geburt ist eine tierisch komplizierte Angelegenheit", erzählt Luo Li am Telefon.

Pandas sind gemeinhin faul, auch bei der Fortpflanzung. Viel lieber schlafen sie oder mampfen vor sich hin. Doch bereits in den 1970er Jahren waren große Teile der Bambuswälder von Sichuan, dem traditionellen Zuhause der Pandas, abgeholzt worden. Mittlerweile leben nur noch etwa 1600 Pandas in den kleinen gebirgigen Waldinseln in freier Wildbahn. 250 Pandas sind in den Zoos in aller Welt zu finden.

Chinas Regierung hat erkannt, dass sie die Tiere schützen muss. Also schafft sie Programme, kreiert Panda-Patenschaften, baut Tier-Parks wie den bei Chengdu. Im März 1987 gründete die Verwaltung der Millionenstadt am Fu-Fluss gemeinsam mit dem Forstministerium, der Zoo-Vereinigung und der Organisation zum Schutz wilder Tiere die Station - mit sechs Tieren. Heute leben 128 Pandas im Park. Sie bleiben ihr Leben lang dort, für die freie Wildbahn seien sie nicht gerüstet. "Würden wir die Pandas entlassen, kämen sie um", heißt es im Park. Bereits vor 70 Jahren existierte in Chengdu eine Forschungsstation für Panda-bären. "Wir profitieren noch heute von den Erkenntnissen von damals", sagt Luo Li. Sie ist eine von fünf Zucht-Meistern, die dafür sorgen, dass die Tiere sich vermehren. "Sie müssen sich mögen, sonst passiert gar nichts", sagt sie. Also helfen Menschen nach. Zum einen haben sich Park-Mitarbeiter ein "Sex-Training" für die Tiere ausgedacht, das die Kraft ihrer Lenden stärken soll. Das aber klappe nicht immer. Es bleibt die künstliche Befruchtung, "nicht minder kompliziert", sagt Luo Li. Hat es dann geklappt mit der Zeugung und der Geburt, gingen die Schwierigkeiten weiter. Da die Pandas tollpatschig seien, könnten die von der Geburt erschöpften Panda-Mamas auf ihre Babys fallen. Die Panda-Kinder werden deshalb in speziellen Kästen aufgezogen. Kaum drei Jahre alt, geht es dann auch für sie ans Eingemachte. "Sie müssen ran an das andere Geschlecht, müssen wieder Pandas zeugen." Meisterin Luo hilft dabei.

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