Die Erde hat einen Doppelgänger

Washington · Einen „größeren und älteren Cousin der Erde“ haben Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde Nasa entdeckt. Der „Kepler-452b“ getaufte Planet ist der wohl bislang erdähnlichste.

Kaum war die Nachricht draußen, überschlugen sich die Reaktionen im Netz. Ein neuer Planet sei erspäht worden, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit - und er sei der Erde so ähnlich wie kein bislang entdeckter anderer Planet. Ob man da hinfliegen könne, fragten sich sofort dutzende Menschen bei Twitter . Gar Grundstücke kaufen? Gibt es auf dieser "neuen Erde" Menschen? Elektrizität?

Obwohl solche Überlegungen bislang natürlich reine Science-Fiction sind, waren auch die Wissenschaftler der Nasa von ihrer Entdeckung elektrisiert. Der mit dem Weltraumteleskop "Kepler" erspähte Planet sei eine Art "größerer und älterer Cousin der Erde". In einer bewohnbaren Zone umkreise er einen sonnenartigen Stern in einem ähnlichen Abstand wie die Erde die Sonne. Wasser könnte auf dem "Kepler-452b" getauften Planeten flüssig sein - eine der Grundvoraussetzungen für Leben.

"Dieses aufregende Ergebnis bringt uns einen Schritt näher zur Entdeckung einer Erde 2.0", sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. "Kepler-452b" ist nicht der erste erdähnliche Planet, den Astronomen entdeckt haben. Nach Nasa-Schätzungen besitzt mindestens jeder zweite Stern in etwa erdgroße Planeten. Rund 500 der Planeten-Kandidaten haben die Nasa-Forscher gerade erst ausfindig gemacht. neun von ihnen umkreisen Sterne, die unserer Sonne in Größe und Temperatur ähnlich sind - auch sie sind also alle mögliche neue Erden, müssen aber noch genauer untersucht werden.

"Kepler-452b" ist schon genauer untersucht worden - und vieles passt. Sein Durchmesser ist 60 Prozent größer als der der Erde, seine Zusammensetzung wahrscheinlich felsig. Seine Sonne ("Kepler-452") umkreist er in einem fünf Prozent weiteren Abstand als unsere Erde unsere Sonne. Und sowohl den Stern "Kepler-452" als auch seinen Planeten "Kepler-452b" gibt es schon 1,5 Milliarden Jahre länger als unsere Sonne und die Erde. "Es ist beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass dieser Planet sechs Milliarden Jahre in der bewohnbaren Zone eines Sterns verbracht hat, länger als die Erde", sagte Nasa-Wissenschaftler Jon Jenkins. "Das ist eine wesentliche Möglichkeit für die Entstehung von Leben - wenn denn alle wesentlichen Voraussetzungen dafür auf diesem Planeten existieren."

Wasser oder gar Leben, wie wir es kennen, haben die Forscher auf dem fremden Planeten bislang nicht entdeckt. Einfach mal hinfliegen und nachschauen geht auch nicht, denn das "Kepler-452"-Sonnensystem liegt rund 1400 Lichtjahre von unserer Erde entfernt.

Forscher bewerten die Entdeckung des Erd-Cousins trotzdem als einen Meilenstein der Planetenforschung. "Wenn wir weiter so gut und so enthusiastisch arbeiten, ist es nicht zu optimistisch zu denken, dass wir in der Zukunft das Rätsel vom Leben auf einem anderen Planeten lösen können", sagt Planetenforscher Didier Queloz von der Universität Cambridge.

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