Winterchaos Der Süden versinkt weiter im Schnee

München · Dächer stürzen ein, der Verkehr steht still, es herrscht Lawinengefahr: Ein Ende im Winterchaos ist noch nicht in Sicht.

  Soldaten der österreichischen Armee befreien das Dach einer Produktionshalle in Rosenau vom Schnee. Nur wenige Minuten nachdem sie das Dach verlassen hatten, stürzte es ein. 

Soldaten der österreichischen Armee befreien das Dach einer Produktionshalle in Rosenau vom Schnee. Nur wenige Minuten nachdem sie das Dach verlassen hatten, stürzte es ein. 

Foto: dpa/Werner Kerschbau

Das heftige Winterwetter macht vielen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiterhin schwer zu schaffen. In Bayern galt gestern in fünf Regionen der Katastrophenalarm: Neben den oberbayerischen Landkreisen Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Traunstein und Teilen des Berchtesgadener Lands musste auch in Garmisch-Partenkirchen der Ausnahmezustand ausgerufen werden. Wer gegen Wochenende hin auf Entspannung der Lage gehofft hat, wurde von den Wetterprognosen eines Besseren belehrt. Meteorologen sagen für morgen erneut kräftigen Schneefall vor allem im Alpenraum und dem Bayerischen Wald voraus.

Um der Schneemassen Herr zu werden, waren Bundeswehr, Technisches Hilfswerk, Bundespolizei und örtliche Einsatzkräfte im Einsatz und versuchten vor allem, Dächer zu befreien und so vorm Einstürzen zu bewahren. Kanzlerin Angela Merkel ließ gestern zusichern, dass die Zahl der Einsatzkräfte notfalls aufgestockt werden könne.

Der Verkehr am Boden und in der Luft wurde an vielen Orten lahmgelegt. An den Flughäfen München und Frankfurt wurden gestern jeweils rund hundert Flüge gestrichen. Auch der Bahnverkehr blieb auf vielen Strecken Bayerns unterbrochen. In der Nacht zuvor mussten auf der Autobahn A8 in der Nähe des Chiemsees zahlreiche Menschen mehrere Stunden bei starkem Schneefall in ihren Autos ausharren. Schneeglätte und ein querstehender Lastwagen hatten den Verkehr zeitweise komplett zum Stillstand gebracht.

Das Schneechaos forderte derweil auch weitere Todesopfer. Gestern war der Fahrer eines Schneeräumfahrzeugs in Oberbayern tödlich verunglückt. Der 48-Jährige sei laut Polizei bei Lenggries in seinem Fahrzeug umgekippt und in einen Wasserzulauf der Isar gestürzt. Der Mann sei im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.

Am Donnerstag wurde in der Nähe von München ein neunjähriger Junge von einem Baum erschlagen, der unter der hohen Schneelast zusammengebrochen war. Erst nach 40 Minuten entdeckten Zeugen den darunter begrabenen Jungen und alarmierten Rettungskräfte. Diese versuchten rund eine Stunde lang vergeblich, das Kind wiederzubeleben. Nach Angaben der Polizei stand der Baum auf einem privaten Grundstück und stürzte auf einen Zufahrtsweg.

In der Schweiz war am Donnerstag eine Lawine in ein Hotelrestaurant gerollt und hatte mehrere Menschen verletzt. Gestern sei die Lawinengefahr in den bayrischen Alpen und Teilen Österreichs laut der örtlichen Warndienste zwar leicht zurückgegangen. Trotzdem gelten noch hohe Warnstufen. In Bulgarien starben gestern zwei Snowboardfahrer unter einer Lawine, die sie durch Fahren abseits der Piste ausgelöst hatten.

Von Entwarnung kann keine Rede sein. Auf Bayern komme in der Nacht zum Sonntag eine komplexe Wetterlage zu, sagte der Leiter der Regionalen Wetterberatung München des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Guido Wolz. Große Tiefausläufer bringen der Prognose zufolge kräftigen Schneefall in den Alpenraum und den Bayerischen Wald.

Gestern lagen in Höhen von 1500 Metern zwischen anderthalb bis zweieinhalb Metern Schnee. Während Sachsen in den Mittelgebirgen zusätzliche 20 Zentimeter Neuschnee erwartet, könnte in den höheren Lagen in Bayern stellenweise mehr als ein Meter Schnee hinzukommen. „Man mag sich nicht ausmalen, was da noch alles passieren kann“, sagte DWD-Experte Guido Wolz.

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