Das "Auge im All" wird 20

Washington/Garching. Kaum ein wissenschaftliches Instrument ist so bekannt wie das Weltraumteleskop "Hubble". Vier Jahrhunderte nach der Erfindung des Fernrohrs haben "Hubble" und seine Geschwister-Observatorien im Orbit unser Bild vom Kosmos erneut revolutioniert

Washington/Garching. Kaum ein wissenschaftliches Instrument ist so bekannt wie das Weltraumteleskop "Hubble". Vier Jahrhunderte nach der Erfindung des Fernrohrs haben "Hubble" und seine Geschwister-Observatorien im Orbit unser Bild vom Kosmos erneut revolutioniert. "Hubble hat ganz neue Bereiche der Astronomie eröffnet", schwärmt der europäische Chefkoordinator für das Weltraumteleskop, Robert Fosbury. Das illustriert etwa die Erforschung ferner Welten, sogenannter extrasolarer Planeten bei anderen Sternen. "Als Hubble gestartet ist, hatte noch niemand extrasolare Planeten entdeckt", erläutert Fosbury. Heute analysiere das Weltraumteleskop sogar die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre dieser Planeten. So hat es erstmals organische Moleküle auf einem Exoplaneten nachgewiesen - und ist somit auch möglichem Leben im All auf der Spur. Erst mit "Hubble" wurde es möglich, einzelne Sterne in anderen Galaxien zu erkennen. "Hubble" hat geholfen, die Geburt von Sternen und Planeten aufzuklären, das Alter des Universums auf rund 13,7 Milliarden Jahre zu bestimmen und die mysteriöse dunkle Energie zu untersuchen, die das Universum auseinandertreibt. Und es hat die Öffentlichkeit mit spektakulären Fotos begeistert. "Hubbles" Erfolg ist auch die Geschichte einer guten Öffentlichkeitsarbeit. "Tatsächlich sind diese Bilder oft für die Wissenschaftler ähnlich bedeutend wie für die Gesellschaft", betont Esa-Koordinator Fosbury. So erleichtere diese Art der Darstellung Forschern den Überblick. Die schillernden Farbbilder sind eine Kombination mehrerer Einzelaufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen. Zusammenhänge, die sich in den Einzelaufnahmen nicht einfach erkennen ließen, würden oft in der Kombination schlagartig klar.Das Weltraumteleskop hat das Universum aber nicht nur bunter gemacht, sondern auch größer und in scheinbar leeren Himmelsregionen tausende Galaxien in Milliarden Lichtjahren Entfernung aufgespürt. "Hubbles" Geschichte reicht Jahrzehnte zurück. Bereits 1923 spekulierte der Raketenpionier Hermann Oberth (1894 - 1989) über ein Teleskop im Erdorbit. 1977 genehmigte der US-Kongress das Budget für ein großes Teleskop. Schon damals bekam es den Namen des US-Astronomen Edwin Hubble (1889 - 1953), der in den 1920er Jahren die Ausdehnung des Weltalls bewies und damit das Fundament für die Urknalltheorie legte. Space Shuttle "Discovery" brachte "Hubble" dann am 24. April 1990 ins All und stationierte es tags darauf im Orbit. Zwei Monate nach dem Start folgte der Schock: "Hubbles" 2,4 Meter großer Hauptspiegel, zuvor gepriesen als "glattester Spiegel der Welt", war falsch geschliffen. Nach drei Jahren bekam das Milliarden-Dollar-Instrument dann eine Brille, die Korrekturoptik Costar. Noch viermal sind Astronauten zu dem Teleskop geflogen und haben jeweils ein nahezu runderneuertes Instrument zurückgelassen.Die letzte Service-Mission fand im Mai 2009 statt, weitere wird es nicht geben: Die Shuttle-Flotte wird ausgemustert. Wie lange der Veteran "Hubble" nun noch durchhält, ist offen. Der Andrang der Forscher bleibt gewaltig. "Für die nächste Beobachtungsperiode haben Wissenschaftler zehnmal mehr Nutzungszeit beantragt als zur Verfügung steht", berichtet Fosbury. "Das ist ein Rekord."

Auf einen BlickMit elf Metern Länge, 4,2 Metern Durchmesser und einem Gewicht von 11,1 Tonnen ist "Hubble" etwa so groß und so schwer wie ein Bus. Der Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 2,4 Metern. In 600 Kilometern Höhe rast das Weltraumteleskop mit 28 000 Kilometern pro Stunde um die Erde.In den vergangenen 20 Jahren ist das Weltraumteleskop mehr als 110 000 Mal um die Erde geflogen. "Hubble" hat über 570 000 Bilder von rund 30 000 Himmelsobjekten gemacht. Die Daten umfassen 45 Terabyte und würden rund 10 000 Standard-DVDs füllen.

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