Tennis-Legende Boris Becker trumpft als Diplomat auf

London/Brüssel/Bangui · Die Tennis-Legende pocht auf Immunität, um sich seinem Insolvenzverfahren zu entziehen.

Der britische Insolvenzverwalter von Boris Becker (50) glaubt nicht an diplomatische Immunität des ehemaligen Tennisstars. Das teilte die Londoner Kanzlei Smith & Williamson, die mit dem Fall betraut ist, am Freitagabend mit. Beckers Anwälte hatten zuvor bekannt gemacht, ihr Mandant könne wegen seiner Aufgabe als Sonderattaché für Sport und kulturelle Angelegenheiten der Zentralafrikanischen Republik bei der EU nicht mehr rechtlich belangt werden. Den Posten hatte Becker eigenen Angaben zufolge im April als Ehrenamt übernommen.

Entscheiden muss in dem Streit nun der Londoner High Court. Beckers Anwälte haben dort einen Antrag gestellt, das Insolvenzverfahren gegen ihn wegen der diplomatischen Immunität bis auf Weiteres zu stoppen, wie aus einer Pressemitteilung der Londoner Kanzlei Sal & H hervorgeht. Ihr Mandant könne ohne die Zustimmung der Zentralafrikanischen Republik keinem rechtlichen Verfahren unterworfen werden. Außerdem bedürfe es dafür der Zustimmung des britischen Außenministers Boris Johnson und seines zentralafrikanischen Amtskollegen.

Ursprünglich hätte das Insolvenzverfahren gegen Becker am 21. Juni zu Ende gehen sollen, die Tennis-Legende wäre ihre Schulden los gewesen. Doch der Insolvenzverwalter hatte einen Antrag auf Verlängerung gestellt. Er wirft Becker vor, seine Pflichten aus dem Verfahren nicht ausreichend erfüllt zu haben.

Was genau unter Beckers Tätigkeit für die Zentralafrikanische Republik zu verstehen ist, blieb zunächst unklar. Auf der Webseite der Brüsseler Vertretung des Landes wird Becker als „Attaché für die Beschaffung von Mitteln für sportliche, kulturelle und humanitäre Angelegenheiten“ bezeichnet. Ein Attaché ist ein auf einen bestimmten Bereich spezialisierter Botschaftsmitarbeiter. Unklar ist auch, warum Becker als Diplomat bei der EU Immunität in Großbritannien genießen soll. Sein deutscher Anwalt, Oliver Moser, teilte dazu mit, Becker sei in Brüssel bestellt, aber in Mission im Vereinigten Königreich. Eine offizielle Bestätigung für die Akkreditierung Beckers gab es aber weder in Brüssel noch in London. Auch die EU-Kommission sowie Regierungsvertreter der Zentralafrikanischen Republik wussten auf Anfrage nichts von Beckers Rolle.

Spekulationen, Becker habe den Diplomaten-Posten nur angenommen, um sich dem Insolvenzverfahren zu entziehen, wies Becker-Anwalt Moser zurück.

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