Ballettchef hofft in Aachen auf Genesung

Moskau. Deutsche Ärzte des Aachener Klinikums sollen Moskaus Ballettchef Sergej Filin wieder bereit machen für seine Arbeit am Bolschoi-Theater in Moskau. Der 42-Jährige ist zwei Wochen nach dem Anschlag mit Schwefelsäure schwer gezeichnet. Erstmals zeigen Bilder den Leiter der mit mehr als 200 Tänzern größten Balletttruppe der Welt mit Glatze, geschwollenem Gesicht und verätzten Augen

Moskau. Deutsche Ärzte des Aachener Klinikums sollen Moskaus Ballettchef Sergej Filin wieder bereit machen für seine Arbeit am Bolschoi-Theater in Moskau. Der 42-Jährige ist zwei Wochen nach dem Anschlag mit Schwefelsäure schwer gezeichnet. Erstmals zeigen Bilder den Leiter der mit mehr als 200 Tänzern größten Balletttruppe der Welt mit Glatze, geschwollenem Gesicht und verätzten Augen.Als Filin gestern das Moskauer Krankenhaus verlässt, trägt er aber noch Sonnenbrille und Mütze. Leibwächter begleiten den Künstler zum Jet, der ihn dann nach Deutschland fliegt. "Ich habe noch nie so viel Kraft in mir gefühlt wie jetzt", sagt Filin - gestützt von seiner Frau und Bolschoi-Sprecherin Katja Nowikowa. Filin sagte nach Gesprächen mit internationalen Kollegen, dass der Anschlag von Mitte Januar wie ein Erdbeben die vermeintlich friedliche Welt des Tanzes erschüttert habe. Moskaus Feuilletons sind voll von Horrorgeschichten um das russische Ballett - angefangen bei früheren Anschlägen des sowjetischen Geheimdienstes KGB auf Tänzer, die bei Gastspielen im Westen flüchten wollten, bis hin zu Glasscherben in Ballettschuhen. Es sind Geschichten von Neid, Eifersucht und Rache.

Auch Filin kenne Gemeinheiten unter Tänzern aus seiner Karriere, heißt es da. Doch stets seien dies nur die harmloseren Angriffe gewesen: Nadeln in Kostümen oder zerschnittene Pantalons. Die Welt des Tanzes sei brutal, betont Starsolist Nikolai Ziskaridse. Der auf der Bühne oft in der Rolle des Bösewichts besetzte Tänzer beteuert seine Unschuld. Er sei zwar nie Filins Freund gewesen, aber einen Säureanschlag wünsche er niemandem.

Dem Vernehmen nach machen die Ermittler Fortschritte bei der Aufklärung des bisher beispiellosen Ballettthrillers. Filin und die Fahnder betonen, dass der Name des Verdächtigen erst bekannt gegeben werde, wenn er verhaftet sei. Filin wolle sich in den kommenden Monaten in Aachen auf die Heilung und Arbeit konzentrieren. "Es gibt viele Ideen und Pläne. Ich möchte nur so schnell wie möglich an meinen Arbeitsplatz zurückkehren", sagt er. dpa

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