Adiós, Stierkampf

Barcelona. "Wir hoffen, dass die Qual der Tiere bald ein Ende hat", wettert Anna Mula. "Die Stierkämpfe passen nicht mehr zu unseren gesellschaftlichen Werten im 21. Jahrhundert

Barcelona. "Wir hoffen, dass die Qual der Tiere bald ein Ende hat", wettert Anna Mula. "Die Stierkämpfe passen nicht mehr zu unseren gesellschaftlichen Werten im 21. Jahrhundert." Die Tortur der Bullen durch die Toreros sei kein Kampf unter Gleichen und eine "nichtakzeptable Niedertracht", schimpfte die Sprecherin der Bürgerinitiative "Für ein Verbot der Stierkämpfe".

Ihre Moralpredigt im Parlament der nordostspanischen Region Katalonien verhallte nicht ungehört: Eine knappe Mehrheit der Abgeordneten stimmte dafür, ein Volksbegehren gegen die blutigen Fiestas zuzulassen. Ein erster Schritt zu einem Ende der Stierkämpfe in der eigenwilligen Region, die im Ausland vor allem durch ihre schöne Costa-Brava-Küste und die Mittelmeer-Metropole Barcelona bekannt ist.

Bis zu einem Verbot ist der Weg aber noch lang. Zunächst wird der von den Bürgern erzwungene Gesetzesvorschlag in parlamentarischen Kommissionen beraten, bevor er dann wieder den Abgeordneten Kataloniens zur endgültigen Abstimmung vorgelegt wird.

Angesichts des drohenden Todesstoßes für die Stiergemetzel gehen die Toreros auf die Barrikaden. Allen voran der bekannte Stierkämpfer Enrique Ponce, der sich über den politischen Angriff "gegen etwas sehr spanisches" empört. Sein Kollege Cayetano Rivera Ordonez befürchtet einen "Verlust für unsere Kultur". Auch eine entschärfte "corrida" ohne den Degentod des Kampfbullen, wie es etwa in Portugal üblich ist, wird von den Stierkampf-Verfechtern abgelehnt.

Die Proteste gegen die Stierkämpfe, die derzeit noch in allen Städten und Dörfern stattfinden, nehmen seit Jahren in ganz Spanien zu. Erst recht in Katalonien, der wirtschaftsstarken und gesellschaftlich fortschrittlichen Region an der Grenze zu Frankreich. Umfragen zufolge gefallen die Stierkämpfe nur noch einem Drittel aller Spanier. Trotzdem sind die Spektakel nach dem Fußball der zweitgrößte Publikumsmagnet. In den großen Arenen in Barcelona und Madrid sitzen 20 000 Menschen auf den Tribünen und feiern die Stars der Szene wie Gladiatoren.

Katalonien wäre übrigens, wenn das Verbot durchkommt, Spaniens zweite Region mit einem Stierkampfbann. Die Kanarischen Inseln hatten das Spektakel bereits 1991 untersagt, wobei es auf den Urlaubsinseln ohnehin keine Torero-Leidenschaft gab. Dafür pflegen viele Kanaren-Dörfer kaum weniger grausame Hahnenkämpfe. Die sind zwar offiziell auch verboten, doch kümmern tut dies kaum jemanden.

Meinung

Hoffnungsvoller Vorstoß

Von SZ-Redaktionsmitglied

Johannes Kloth

Es ist wie mit der Fuchsjagd bei den Engländern. Mit dem Stierkampf leisten sich die Spanier, aber auch andere Länder Südeuropas und Südamerikas, eine Form der Traditionspflege, die allen Gesetzen der Aufklärung widerspricht. Das blutige Spektakel, das mit dem Tod des Stieres endet, ist archaische Tierquälerei. Folgerichtig und begrüßenswert ist daher dieser erste Verbots-Vorstoß des katalanischen Regionalparlaments. Ein moralischer Fingerzeig auf die Spanier und ihre grausige "corrida", die immer noch tausendfach pro Jahr stattfindet, ist aber unangebracht. Die Arenen sind voll von Touristen, auch Deutschen, die den Stierkampf als Urlaubsattraktion am Leben halten. Dagegen zeigen Umfragen, dass junge Spanier längst kein Interesse mehr an dem martialischen Ritus zeigen. Das stimmt hoffnungsvoll.

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