Pannenflughafen startet noch später

Berlin · Der nächste Rückschlag beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens. Die Eröffnung wird sich vermutlich bis 2016 verzögern, sagt Flughafenchef Hartmut Mehdorn, der nun auch in der Kritik steht.

Schön ist er geworden. Zumindest die Bereiche, die erkennbar fertig sind. Der neue Berliner Großflughafen Schönefeld ist architektonisch und von der Ausstattung her eine Augenweide - aber immer noch nicht benutzbar. Kein Flieger hebt hier ab. Und dabei wird es vorerst auch bleiben.

Denn Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat jetzt einräumen müssen, dass die Eröffnung vermutlich noch später stattfinden wird, als zunächst von ihm erhofft: statt 2015 erst 2016. Das sind dann vier Jahre nach dem Ursprungstermin. Damit geht die Pannenserie, über die ganz Deutschland lacht, in die nächste Runde. Erst vergangene Woche musste Mehdorn einen von ihm für Juli geplanten Testbetrieb im Nordflügel kippen. Jetzt wird dem ehrgeizigen Manager wegen Lärmschutzauflagen die beabsichtigte Sanierung der Nordbahn zum Verhängnis. Die alte Landepiste übernimmt der neue Flughafen vom benachbarten alten Flughafen Schönefeld, der voll in Betrieb ist.

Ein Jahr nach seinem Amtsantritt scheint der Mann, der die Bahn modernisierte und bei Air Berlin einigermaßen aufräumte, damit vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Schuld an der Misere sind viele. Der Obmann der Linkspartei im Bundestags-Verkehrsausschuss, Herbert Behrens, glaubt jedoch, Mehdorn sei wieder einmal Opfer seiner Kühnheit geworden. "Er hat wieder auf Risiko gespielt und eine Bruchlandung hingelegt." Aus dem Verkehrsministerium - der Bund ist neben Berlin und Brandenburg einer der Gesellschafter - heißt es auf Nachfrage, zwar habe man sich nie zu möglichen Eröffnungsterminen geäußert. Gleichwohl warte man immer noch auf ein Konzept über "den Baufortschritt, die Zeitschiene, die Kosten. Das gibt es so nicht".

Hat der forsche Mehrdorn kein Konzept? Bislang glänzte der 71-Jährige vor allem mit Ankündigungen. Fakt ist aber: Bereits 4,6 Milliarden Euro hat der Pannenflughafen bisher gekostet, veranschlagt waren 2,4 Milliarden Euro. Wie teuer das Projekt am Ende sein wird, weiß niemand. Auch Mehdorn nicht. Tatsache ist auch: Wegen erheblicher Brandschutzmängel wurde der erste Eröffnungstermin 2012 verschoben. Die Probleme mit der Entrauchungsanlage aber sind nach wie vor nicht behoben. Weitere Startzeiten mussten abgeblasen werden, weil immer neue Versäumnisse, Bau- und Konstruktionsfehler entdeckt wurden. Eine Bestandsaufnahme im letzten Jahr ergab eine Liste von 65 000 Mängeln.

Offenbar wollen nun morgen Berlins Regierender Bürgermeister und Flughafen-Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) sowie Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) und Geschäftsführer Mehdorn die Lage erörtern. Bei einem Krisentreffen - mal wieder.

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