„Palim Palim!“ und „Didi“ sind lange her

Berlin · Einst war er als „Didi“ und mit „Nonstop Nonsens“ der Blödelkönig Deutschlands. Mittlerweile kommen noch die Berufsbezeichnungen Kabarettist, Intendant und Charakterdarsteller hinzu. Dieter Hallervorden feiert heute seinen 80. Geburtstag.

 Dieter Hallervorden in seinem jüngsten Film „Chuzpe“, der an diesem Samstag in der ARD Premiere hat. Foto: ARD/Tivoli/Terjung

Dieter Hallervorden in seinem jüngsten Film „Chuzpe“, der an diesem Samstag in der ARD Premiere hat. Foto: ARD/Tivoli/Terjung

Foto: ARD/Tivoli/Terjung

Das hat ihn vielleicht selbst überrascht. Dieter Hallervordens Feier zum 75. Geburtstag samt dem damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff hätte vor fünf Jahren der große Tusch am Ende einer beeindruckenden Karriere gewesen sein können. Doch fünf Jahre später, an seinem 80. Geburtstag - palim, palim -, ist der Schauspieler, Theatermacher und frühere Blödel-König Hallervorden so erfolgreich wie selten zuvor. Seine Karriere ist voller Wendungen, und das auch, weil er sich fast alles selbst erarbeitet hat. Getreu seinem Motto: "Ein Gramm Handeln wiegt mehr als eine Tonne Gequatsche."

Schon früh politisch interessiert, verlässt der in Dessau geborene Ingenieurs-Sohn als 22-Jähriger die DDR. Sein Start ins Schauspielfach ist schwierig, das Wiener Max-Reinhardt-Seminar lehnt Hallervorden wegen "mangelnden Talents" ab. Hallervorden spielt trotzdem, zunächst auf kleineren Bühnen, und gründet 1960 das bis heute bestehende Kabarett "Die Wühlmäuse ". Ende der 60er Jahre ergattert Hallervorden erste Filmrollen, woraufhin ihm der Durchbruch im Abendfernsehen gelingt. Mit der Kunstfigur "Didi" kitzelt Hallervorden in den 70er Jahren die Lachmuskeln der Nation, albert sich in Sendungen wie "Nonstop Nonsens" mit verzerrtem Gesicht von einem Sketch zum nächsten. In der Rolle eines Häftlings öffnet er eine imaginäre Ladentür mit dem Ausruf "palim, palim" und bestellt "eine Flasche Pommes Frites" - ein Witz für die Ewigkeit.

In den 80ern locken Hallervordens Klamaukfilme wie "Didi - Der Doppelgänger" Hunderttausende ins Kino. Dann besinnt er sich in den 90er Jahren zurück aufs politische Kabarett. So laufen in der ARD bis 2003 acht Staffeln von "Hallervordens Spott-Light". Er klopft Sprüche wie: "Manche Politiker muss man behandeln wie rohe Eier. Und wie behandelt man rohe Eier? Man haut sie in die Pfanne." 2001 ruft er das Berliner Kleinkunstfestival ins Leben, das seitdem jährlich bei den "Wühlmäusen" stattfindet. Damit nicht genug: Im Dezember 2008 übernimmt Hallervorden das leerstehende Berliner Schlosspark Theater. Das Haus hat heute einen festen Platz in Berlins Theaterszene.

Die größte Überraschung ist Hallervordens Comeback auf der Kinoleinwand - erst im vielgepriesenen Film "Sein letztes Rennen", dann 2014 in Til Schweigers "Honig im Kopf". Das Demenz-Drama bricht Zuschauer-Rekorde, Hallervorden gilt nun als Charakterschauspieler, auch wenn er gerne weiter aneckt: Im April sagt er während seiner Dankesrede zur Verleihung des österreichischen Filmpreises "Romy", er hole den Preis "heim ins Reich". Er habe die Österreicher an ihre einstige Begeisterung für Hitler-Deutschland erinnern wollen, sagt er dazu. Den 80. Geburtstag verbringt Hallervorden im Schlosspark Theater. Dort feiert Samstagabend das Stück "Amadeus" Premiere.

Am Samstagabend läuft ab 20.15 Uhr in der ARD der Film "Chuzpe - Klops braucht der Mensch". Hallervorden spielt einen Holocaut-Überlebenden, der nach Jahrzehnten in der Fremde nach Berlin zurückkehrt.

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