Paarung aus Selbstbewusstsein und Respekt

Saarlouis. Vor 50 Jahren erging vom Zweiten Vatikanischen Konzil der Beschluss, dass von nun an der Hauptaltar das Zentrum von Kirche und Gottesdienst ist. Fortan war die Kunst buchstäblich gefordert, diese Reform mitzugestalten. Das Museum Haus Ludwig zeigt dies exemplarisch am Werk des 2001 verstorbenen Bildhauers Heinz Oliberius und seinen für den sakralen Raum geschaffenen Arbeiten

 Oliberius' 1984 vorgenommene Altargestaltung der Kirche in Saarlouis-Steinrausch. Foto: Thomas Wolf

Oliberius' 1984 vorgenommene Altargestaltung der Kirche in Saarlouis-Steinrausch. Foto: Thomas Wolf

Saarlouis. Vor 50 Jahren erging vom Zweiten Vatikanischen Konzil der Beschluss, dass von nun an der Hauptaltar das Zentrum von Kirche und Gottesdienst ist. Fortan war die Kunst buchstäblich gefordert, diese Reform mitzugestalten. Das Museum Haus Ludwig zeigt dies exemplarisch am Werk des 2001 verstorbenen Bildhauers Heinz Oliberius und seinen für den sakralen Raum geschaffenen Arbeiten. Zwischen 1964 und 2001 hat der im St. Wendeler Land lebende Oliberius für über 60 Kirchen den Bistümern Essen, Hamburg, Limburg, Speyer und Trier Altäre, Taufbecken, Leuchten und Ambonen geschaffen. Damit bringt das Museum seine drei Programmschwerpunkte zeitgenössische Kunst, Kulturgeschichte und Künstler der Region in einer Schau zusammen.Folgerichtig ist es, diese Dreifachkombination mit einem Kraftmenschen wie Oliberius zu verbinden. 1937 in Teplitz-Schönau geboren, aufgewachsen im Taunus, kam Oliberius nach einer Steinmetz- und Ornamenthauerlehre und Bildhauerstudium am Frankfurter Städel bei Hans Mettel 1967 zur rechten Zeit in Saarland, um Kirchenräume neu zu gestalten. Wie Arbeiten von 1964/65 zeigen, anfänglich in der Formensprache an Barlach und Kollwitz orientiert, schlug er alsbald seine eigenen Formen in Stein: als Ornamentbildhauer arbeitete er barock und üppig, als Künstler hingegen ganz dem Stil seiner Zeit gemäß eher geometrisch und abstrahierend. Er fand eine vom Handwerklichen bestimmte Sprache, in der das Ringen um die Form noch in jeder Kerbe im Stein, jeder Rundung des Metalls zu spüren war.

Wer Oliberius erlebt hat, wusste von der in ihm brodelnden Schaffenskraft, die Metall, Holz und Stein brauchte als sein Gegenüber, das er mit seinem Formverständnis bezwingen konnte. Doch dieser Wille verband sich dem sakralen Raum. Künstlerisches Selbstbewusstsein und Respekt fanden in modernen, handgreiflichen Formen für die mit dem Altar verbundenen Aufgaben zusammen. Das hieß, mit und aus der Hand die menschliche Figur durchzuformen und mit der eigenen Sprache zu durchdringen, worauf in der Ausstellung die zahlreichen Skizzen auf Transparentpapier aus dem Nachlass verweisen. Wie auch seine abstrahierten Christusfiguren, etwa das "Freisener Kreuz" an der Autobahn 62 oder seine in Saarlouis ebenfalls gezeigte weltliche König-und-Königin-Skulptur.

Anhand der Modelle, Zeichnungen und Skulpturen gelingt ein tiefer Schnitt ins Werk. Zudem wurden einige der von Oliberius in Saarlouis, Wallerfangen oder Bliesen gestalteten Kirchenräume in den Museumsraum versetzt. Dank der Fotografien von Thomas Wolf, dessen Arbeiten das Museum bereits in einer eigenen Ausstellung zeigte und der bereits im Auftrag des Museums für andere Ausstellungen Architektur und Denkmale ins Bild gesetzt hat. Seine Aufnahmen lenken den Blick gleichermaßen auf Gesamtansicht und die Details, in denen sich die Akribie zeigt, mit der Oliberius plante und seine Steine ausarbeitete.

 Heinz Oliberius im Jahr seines Todes, 2001. Foto: Thiry

Heinz Oliberius im Jahr seines Todes, 2001. Foto: Thiry

Bis 3. Juni. Di bis Fr: 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr. Sa, So: 14 bis 17 Uhr. Geschlossen am 16.2. (ab 13 Uhr) und am 21. Februar. Katalog: 20 Euro.

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