Otto in der Saarlandhalle: Den Zahn der Zeit gezogen

Saarbrücken · Wie geht man als Komiker damit um, dass einerseits der Zahn der Zeit an einem nagt, und andererseits der Humor eher kindlich-jugendlicher Natur ist? Otto Waalkes löst das Problem, indem er sich einfach nicht darum schert. Selbst die obligatorische Mütze lüftete der Ostfriese mehrfach bei seinem Gastspiel in der Saarlandhalle am Dienstagabend – und zeigte, dass von der blonden Mähne nur noch ein Kranz übrig geblieben ist.



Seine Verhohnepiepelung des Klassikers "Born to be wild" zu "Born to be child" traf es genau: Otto ist mit 65 Jahren vom humorlosen Erwachsenendasein so weit entfernt wie Saarbrücken von Ostfriesland. Der erste Stimmungshöhepunkt lebte vom Lokalkolorit: Dazu reichte es dem Komiker, der die Fans mit "unn?" und "ei jo" begrüßte, saarländische Ortsnamen aufzuzählen und passende obszöne Bewegungen zu vollführen - kaum zu glauben, dass so etwas funktioniert, und doch kamen die etwa 2000 Zuschauer kaum mehr aus dem Lachen heraus. Das restliche Programm mischte alte Nummern wie die mimische Begleitung von "Mein kleiner grüner Kaktus" mit neuem Material. So etwa sang Otto, als Heino verkleidet, den Ärzte-Hit "Junge" mit dem Text: "Uli - warum hast du nichts gelernt? Schau dir die Steuern an - die muss man doch bezahlen".

Ganze sieben Versionen des "Hänsel und Gretel"-Märchens sang er, unter anderem zu bekannten Stücken der Toten Hosen, Falco und Peter Maffay. Dieses Umdichten, die kleinen Wortspiele, das Kindlich-Anarchische: Beim alternden Gottvater des deutschen Humors funktioniert all das auch noch mit einigen Falten im Gesicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort