Ophüls kurz vor dem Start

Saarbrücken. Manchmal, da scheint die Kunst doch wichtiger als der Mammon. "Zu unserer Bilanz-Pressekonferenz kommen nicht halb so viele Leute", gab Hans-Werner Sander zu, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Saarbrücken

Saarbrücken. Manchmal, da scheint die Kunst doch wichtiger als der Mammon. "Zu unserer Bilanz-Pressekonferenz kommen nicht halb so viele Leute", gab Hans-Werner Sander zu, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Saarbrücken. Die hatte gestern als Gastgeber und als einer der Ophüls-Sponsoren in ihren "Blauen Salon" geladen, der schnell überfüllt war bei der Pressekonferenz zum kommenden Festival (16. bis 22. Januar). Um die 160 Lang-, Kurz- und mittellange Filme sind in vier Wettbewerben und Nebenreihen zu sehen (wir haben berichtet). Die Festivalleiter Gabriella Bandel und Philipp Bräuer versprechen, das ist Festivalroutine wie der Sponsorendank des Saarbrücker Kulturdezernenten Erik Schrader, einen breiten Blick auf den Filmnachwuchs. Thematisch gebe es auch die bekannten Geschichten vom Erwachsenwerden und von der Suche nach dem Platz im Leben - aber eben nicht nur die. "Früher war in den Filmen die Familie die letzte Bastion, die feste Werte hatte", sagt Bräuer, "jetzt geht es oft um das Engagement des Einzelnen, weil die Gemeinschaft nicht mehr funktioniert."Bei den zwölf Filmen im Dokumentar-Wettbewerb fänden sich einige ambitionierte Künstlerbiografien und generell starke Bilder, die auf die Kinoleinwand gehörten. Eine Nebenreihe wird sich dem Thema Protest widmen, zudem ist der erste 3D-Film bei Ophüls zu sehen: "One way trip", laut Bandel ein Horrorfilm der härteren Gangart.

An bekannten Künstlern angekündigt haben sich unter anderem Christoph Maria Herbst, Corinna Harfouch, Hannah Herzsprung, Charly Hübner (Ermittler in "Polizeiruf 110") und Veteran Arthur Brauss, außerdem Ulrich Noethen, Ulrike Folkerts, Anna Maria Mühe, Alexander Fehling ("Goethe!") und einige Ophüls-Darstellerpreisgewinner: Burat Yigit (2011), Alice Dwyer (2008), Stipe Erceg (2004) und Simon Schwarz (1998). Ob Klaus Maria Brandauer und Peter Lohmeyer auch zum Festival kommen, steht noch nicht fest.

Anna Thalbach gehört in diesem Jahr der Jury des Spielfilmwettbewerbs an, neben Johannes Naber, der 2011 mit "Der Albaner" den Ophüls-Preis gewann, dem Schauspieler und aktuellen "Tatort"-Ermittler Dominic Raacke, und den Regisseur Franz Nowottny und Hans W. Geißendörfer. Der brachte den "Zauberberg" ins Kino, die "Lindenstraße" ins Fernsehen.

Den Festival-Ehrengast Ursula Werner wird nicht jeder kennen. Aber die Gewinnerin des Deutschen Filmpreises (mit Andreas Dresens "Wolke 9") ist renommiert und passt für die Ophüls-Macher besonders gut zum Festival, weil die 68-Jährige immer wieder mit dem Nachwuchs arbeitet. Vier Kurzfilme mit ihr aus den vergangenen zwei Jahren werden zu sehen sein.

Neu ist diesmal, dass die Werke des Kurzfilmwettbewerbs nicht mehr einzeln vor den Langfilmen laufen, sondern zu mehreren Programmen à 90 Minuten zusammengefasst sind. Bandel begründet das mit der wachsenden Länge. "Wir haben uns mit der Entscheidung schwer getan. Aber fünfminütige Kurzfilme gibt es kaum noch, umso mehr fast halbstündige - das ist im Programmablauf schwer zu koordinieren." Neu ist auch, dass die Kurzfilme nicht nur mit dem Jury-Preis, sondern mit einem neuen Publikumspreis (ebenfalls 5000 Euro) prämiert werden, gestiftet vom Neu-Sponsor Energie SaarLorLux. Dass die Preiszahl des Festivals damit auf beachtliche 14 steigt (inklusive des neuen Ehrenpreises), stört Bräuer nicht: "Die Preise sind auch ein Marketinginstrument für das Festival selbst, und jeder Preis hilft dem Nachwuchs." 2012 könnte einer dazu kommen - das Festival sucht einen Sponsor für einen Jury-Preis des mittellangen Films. Das Programm 2011 steht ab jetzt komplett im Internet.

max-ophuels-preis.de

Foto: NDR

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auf einen blick

Am heutigen Samstag beginnt mit der "Blauen Stunde" um 17 Uhr im Innenhof der Stadtgalerie am St. Johanner Markt der Kartenvorverkauf. Im Innenhof laufen Kurzfilme.

Gleichzeitig öffnet in der Stadtgalerie die Ausstellung "Phoneography", in der 120 Fotos von 40 Filmschaffenden zu sehen sind (darunter Jan-Josef Liefers, Sebastian Koch und Robert Stadlober), alle mit Smartphone aufgenommen.

Während des Festivals gibt es im Rahmen von "Kino macht Schule" Vorstellungen einiger Wettbewerbsfilme mit Einführung und Diskussion für Schulklassen. Informationen und Anmeldung bei der Landeszentrale für politische Bildung bei anjahirsch@gmx.net. red

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