Opel: Magna droht Kampf an vielen Fronten
Frankfurt. Vor wenigen Tagen wurde Magna noch als großer Sieger im Opel-Poker gefeiert. Inzwischen sind dunkle Gewitterwolken am Horizont aufgetaucht
Frankfurt. Vor wenigen Tagen wurde Magna noch als großer Sieger im Opel-Poker gefeiert. Inzwischen sind dunkle Gewitterwolken am Horizont aufgetaucht. Der designierten neuen Opel-Mutter stehen erbitterte Kämpfe an vielen Fronten bevor: Prominente Magna-Kunden drohen wegen der geplanten Übernahme von Opel mit dem Abbruch der Geschäftsbeziehungen, europäische Betriebsräte wollen mit allen Mitteln gegen die drohende Schließung des Opel-Werks im belgischen Antwerpen kämpfen, und die anderen europäischen Opel-Länder wollen sich nicht gefallen lassen, dass ihre Standorte benachteiligt werden. Noch reagiert Magna-Europa-Chef Siegfried Wolf gelassen auf die Drohungen der Kunden. Das Zuliefergeschäft sei kein Schönheitswettbewerb. Entscheidend seien Qualität, Technologie und der Preis. Deshalb würden es sich die Kunden gut überlegen, ob sie auf die Dienste des kanadisch-österreichischen Zulieferers verzichten können, gibt sich Wolf zuversichtlich. Ob Wolf sich verrechnet, wird sich noch zeigen. Auf der IAA in Frankfurt unterstrichen VW und BMW jedenfalls, dass ihnen die Opel-Übernahme Bauchschmerzen bereitet. "Wir als Konzern mögen es nicht, wenn aus unseren Zulieferern Konkurrenten werden", betonte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. Immerhin stärkte Daimler-Chef Dieter Zetsche Magna den Rücken. Die Übernahme werde nichts an den guten Geschäftsbeziehungen zu Magna ändern. Magna genießt guten RufMagna ist einer der größten Automobilzulieferer der Welt und genießt einen sehr guten Ruf. Der Konzern entwickelt und fertigt nicht nur Autoteile wie Metallkarosserien, Sitzsysteme und Fahrgestelle, sondern baut auch schlüsselfertige Fahrzeuge für Daimler, Saab, BMW oder Chrysler. Für die Bundesregierung entpuppt sich die Opel-Lösung als Eigentor. Anders als von den Wahlkampfstrategen erhofft, werden Merkel, Steinmeier & Co. nicht als Opel-Retter gefeiert, sondern wegen offensichtlich schlampiger Verhandlungsführung angegangen. Die Kritik der eigenen Opel-Treuhänder, der Magna-Deal bürde allein den Steuerzahlern alle Risiken auf und schone gleichzeitig den Alteigentümer GM, war eine schallende Ohrfeige. Es brodelt auch an der EU-Front. Zwar hat die Kommission den mit 115 Milliarden Euro gefüllten "Deutschlandfonds" längst genehmigt, aus dem die Opel-Hilfen fließen sollen. Dennoch wird es sich Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes nicht nehmen lassen, beim Opel-Deal genau hinzuschauen. Ein Konzept, wie die Kredite und Bürgschaften auf die betroffenen Länder verteilt werden, liegt auch noch nicht auf dem Tisch. Bislang sei die Bereitschaft in Belgien, Großbritannien, Spanien, Polen, Österreich oder Ungarn zur Opel-Solidarität eher bescheiden, hieß es in Kreisen.