Olympia mal anders

Die gute Nachricht vorneweg: Die deutschen Olympia-Fans müssen sich keine großen Sorgen machen. Sie können auch bei den Olympischen Spielen 2018, 2020, 2022 und 2024 mit deutschen Athleten leiden, die bei der Medaillenjagd Edelmetall verpassen. Sie dürfen ihren Sporthelden weiterhin vor dem Fernseher oder dem Livestream im Internet die Daumen drücken, wenn diese am größten Sportereignis teilnehmen, das dieser Planet zu bieten hat. Aber - und das wird ein einschneidendes Erlebnis sein - eben live nicht mehr in der ersten Reihe, bei ARD und ZDF . Sondern bei Eurosport, einem Unternehmen des amerikanischen Medienkonzerns Discovery.

Die Öffentlich-Rechtlichen haben also gegen die Privaten verloren - so könnte man es auf eine kurze Formel bringen. Es ist nicht das erste Mal, dass ARD und ZDF eine Niederlage bei Live-Übertragungsrechten einstecken müssen. Die Handball-Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich wird vom Bezahlsender Sky gezeigt, das renommierteste Tennisturnier der Welt in Wimbledon ist schon seit Jahren dort zu sehen. Und auch König Fußball schleicht sich leise davon. Bestes Beispiel dafür sind die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland, die sich RTL unter den Nagel gerissen hat. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis eine komplette Welt- oder Europameisterschaft der Fußballer nicht mehr von ARD und ZDF übertragen wird.

Im Dunkeln bleibt indes, um wieviel Geld es denn überhaupt geht. Discovery gab im Sommer 2015 für die Übertragungsrechte der vier folgenden Olympischen Spiele 1,3 Milliarden Euro an das Internationale Olympische Komitee aus. Die seither laufenden Verhandlungen um Sub-Lizenzen mit ARD und ZDF wurden gestern offiziell für gescheitert erklärt. Dem Vernehmen nach soll Discovery 300 Millionen Euro gefordert haben, die Öffentlich-Rechtlichen boten angeblich nur 200 Millionen. Also hätten 100 Millionen gefehlt. "Bis an die Schmerzgrenze" seien sie gegangen, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut . 100 Millionen über der Schmerzgrenze - das entspricht in etwa dem Betrag, den ARD und ZDF für die Rechte von zwei Saisons der 2. und 3. Fußball-Liga ausgeben. Da wird der Stellenwert des Fußballs gegenüber allen anderen Sportarten deutlich.

Dass ARD und ZDF jetzt darauf hinweisen, dass Sportfans bei Eurosport für einen Teil der Livebilder extra bezahlen müssen, zeigt, dass die beiden Sender in der Realität noch nicht angekommen sind. Jeder Haushalt muss seinen Rundfunkbeitrag von 17,50 Euro monatlich bezahlen - unabhängig davon, ob man die Sender sehen will oder nicht. Und der Pflicht eines umfassenden Angebots kommen ARD und ZDF ohne Olympia übrigens auch nicht nach.

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