Ohne Substanz: Cora Stephans Merkelbuch

Saarbrücken. Enttäuschte Liebe ist eine schlechte Grundlage für Kritik. Das hätte Cora Stephan (unter dem Pseudonym Anne Chaplet schreibt sie Krimis) wissen müssen, ehe sie sich Angela Merkels Politik widmet

Saarbrücken. Enttäuschte Liebe ist eine schlechte Grundlage für Kritik. Das hätte Cora Stephan (unter dem Pseudonym Anne Chaplet schreibt sie Krimis) wissen müssen, ehe sie sich Angela Merkels Politik widmet. Ihre Enttäuschung setzt an falschen Erwartungen an: Wie konnte sie davon ausgehen, dass es ein Zurück zur D-Mark, die Einführung des Mehrheitswahlrechts oder einen Ruck zu mehr deutschem Selbstbewusstsein gebe? Ihr Buch liest sich wie eine Schutzschrift für Thilo Sarrazin, den sie gegen seine "Verteufelung" durch Leute verteidigt, die (wie Merkel) sein Buch nicht gelesen haben. Die Enttäuschte hat von der Kanzlerin die Klarheit der Physikerin erwartet, nicht das "wärmende Menscheln" einer auf Pump lebenden Zahlmeisterin. Stephan arbeitet sich an einer Vokabel aus dem BRD-Wortarsenal ab: "alternativlos." Ihr Buch wird am Stammtisch kursieren. Viele werden Merkel gegen die Vorhaltungen aus einer von Stephan mitunter eingenommenen Frauenperspektive in Schutz nehmen. Die meisten werden es infam finden, sie in eine geistige Nähe zur DDR zu rücken, von deren Realität sie natürlich geprägt wurde. Kritikpunkte an Merkels Politik arbeitet das Buch nicht heraus. Dazu fehlt es an Substanz. hal

Cora Stephan: Angela Merkel. Ein Irrtum. Knaus, 223 S., 16,99 €

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