„Ohne Strom läuft gar nichts“

Saarlouis · Wer den Beruf des Elektroinstallateurs lernt, hat später gute Karten auf dem Arbeitsmarkt. Doch die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Bewerber für die Ausbildung zu finden.

 Die Vielfalt des Elektroniker-Berufs gefällt Azubi Gerrit Guldner. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Vielfalt des Elektroniker-Berufs gefällt Azubi Gerrit Guldner. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Für Gerrit Guldner stand bereits während der Schulzeit fest: Er will später einen handwerklichen Beruf ausüben. Nach einem kurzen Praktikum, um in das Berufsfeld hineinzuschnuppern, war ihm schnell klar, er möchte Elektroniker werden. Vor zwei Jahren begann er die Ausbildung mit Schwerpunkt Energie- und Gebäudetechnik bei der Firma Elektro-Bartruff in Saarlouis . Auf zwei Wochen Arbeit im Betrieb folgt immer eine Woche Unterricht in der Berufsschule in Dillingen. Seine Wahl hat der 19-Jährige nicht bereut. "Jede Woche bin ich mit einem anderen Gesellen auf Baustellen unterwegs. Bei Firmen, bei Privatkunden, man macht immer wieder was anderes." Denn der Job ist sehr vielfältig. Es geht längst nicht mehr nur darum, Kabel zu ziehen und Steckdosen zu platzieren. Bauteile werden verdrahtet, Rauchmelder und Alarmanlagen installiert. Außerdem gibt es einen Trend zur Automatisierung in der Haustechnik. Elektroniker programmieren zum Beispiel Systeme, die im Haus für die gewünschte Beleuchtung, Beschattung und Temperatur sorgen.

Dass ein hohes technisches Verständnis für die Elektroberufe unabdingbar ist, ist selbstverständlich, doch gutes Deutsch und hohe Mathe- und Physikkompetenz sind ebenso Voraussetzungen für die Ausbildung. Und das fehlt vielen Bewerbern. Mit Gerrit Guldner hatte Firmeninhaber Günter Bartruff Glück, doch er weiß, wie schwierig die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs ist. "In der Schule werden die Jugendlichen nicht genug auf die Ausbildung vorbereitet", bedauert der Unternehmer. Um die guten Bewerber wird gerungen, denn der Bedarf ist da. Viele von ihnen empfinden eine Ausbildung in der Industrie als attraktiver - für Bartruff zu Unrecht. "Wer im Handwerk ausgebildet wird, sammelt Erfahrungen auf einer sehr großen Bandbreite. Er ist vielseitig einsetzbar und kann später in die Industrie wechseln. Das Gegenteil ist schwieriger." Ausgebildete Elektroniker haben auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen, denn die "intelligente" Stromnutzung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Außerdem sei die Branche krisensicher. Denn "ohne Strom läuft nichts", weiß Bartruff, der auch saarländischer Landesinnungsmeister ist. Auch ein Studium ist im Anschluss an die Ausbildung möglich. Bartruffs Sohn Kai, der im Familienbetrieb gelernt hat, steht jetzt kurz vor dem Bachelor-Abschluss.

Neben den klassischen Elektro-Arbeiten und Reparaturen installieren Gerrit Guldner und seine Kollegen auch TV-Empfangs- und Verteileranlagen, Datennetzwerke und Sprechanlagen. Diese Vielfalt an Bereichen, die von der Firma abgedeckt wird, mache den Betrieb für potenzielle Azubis attraktiv. Um dem Nachwuchsmangel zu trotzen, müsse man den jungen Leuten eben etwas bieten. Damit sind auch gute Arbeitsbedingungen gemeint: "Bei uns machen die Jungs pünktlich Feierabend. Überstunden und Arbeit am Wochenende sind die absoluten Ausnahmen." Gerrit Guldner konnte er überzeugen.

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Auf einen BlickDie Ausbildung zum Elektroniker dauert 3,5 Jahre. Als Fachrichtung können die Azubis neben Energie- und Gebäudetechnik auch Automatisierungstechnik, Informations- und Telekommunikationstechnik oder Maschinen- und Antriebstechnik wählen. Verwandte Berufe sind Systemelektroniker und Informationselektroniker mit Schwerpunkt Bürosystemtechnik oder Geräte- und Systemtechnik. hem

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