Ökostrom-Finanzierer Prokon droht Insolvenz

Berlin · Das als Finanzierer von Ökostrom bekannt gewordene Unternehmen Prokon hat seine Kunden vor einer bis Ende Januar drohenden Insolvenz gewarnt, sollten weitere Kunden ihr Kapital abziehen. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sieht darin Erpressung.

. Über 75 000 Kleinanleger müssen um ihre Einlagen beim Ökostromfinanzierer Prokon fürchten. Das Unternehmen warnte seine Anleger selbst in einem am Wochenende auf seiner Internetseite veröffentlichten Rundschreiben vor einer bis Ende diesen Monats drohenden Insolvenz, falls weitere Kunden ihr Kapital abziehen sollten. Aktionärsschützer kritisierten das Vorgehen scharf als Erpressung.

Prokon hat nach eigenen Angaben von 75 115 Inhabern von Genussrechten insgesamt 1,4 Milliarden Euro an Genussrechtskapital eingesammelt. Das Unternehmen verspricht eine Grundverzinsung von sechs Prozent und zahlte zum Teil eine achtprozentige Rendite für die Einlagen. Durch Kündigungen von Genussrechten muss das Unternehmen aktuell 150 Millionen Euro zurückzahlen. Dafür fehlen Prokon allerdings offenbar die nötigen Mittel. In der auf Freitag datierten Unternehmensmitteilung heißt es, "sollte es uns gemeinsam mit Ihnen, unseren Anlegern, nicht gelingen, die Liquiditätslage sehr schnell wieder zu stabilisieren, werden wir voraussichtlich Ende Januar gesetzlich gezwungen sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten."

Prokon appellierte an die Anleger, ihr Geld im Unternehmen zu lassen. "Wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen, denn es ist nicht unsere wirtschaftliche Lage, die uns unter Druck setzt, sondern der Kapitalentzug durch die Kündigungen unserer Anleger", heißt es in dem Schreiben weiter. Darin werden die Prokon-Kunden aufgerufen, auf die Kündigung ihrer Genussrechte zu verzichten und diese vielmehr nach Möglichkeit zu erhöhen. Prokon macht für die Probleme unter anderem negative Medienberichte verantwortlich. Auch wird vor einer Übernahme durch "Heuschrecken" gewarnt. Das Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Itzehoe ist vor allem ein wichtiger Finanzier von Windparks, investiert aber auch in Bioenergie. 2013 wurden zwar weiterhin beträchtliche Ausschüttungen vorgenommen, allerdings gab es auch Einbußen. Im Dezember forderte Prokon bereits seine Kunden auf, Zinsen für das zweite Halbjahr 2013 zur Entspannung der Liquiditätslage vorerst im Unternehmen zu belassen. Die deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte unterdessen die Prokon-Mitteilung als eine "klassische Erpressung" der Anleger.

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