Oberflächen-Spezialist Nanogate investiert mehr als zehn Millionen Euro in Neunkirchen

Neunkirchen/Göttelborn · Nanogate steckt Millionen in eine neue Technologie zur Beschichtung von Kunststoffen. Dafür entsteht in Neunkirchen ein Metallisierungszentrum. Das Unternehmen erhofft sich davon einen Schub für sein Geschäft.

 In den Laboren der neuen Halle wird schon gearbeitet. Foto: Nanogate

In den Laboren der neuen Halle wird schon gearbeitet. Foto: Nanogate

Foto: Nanogate

Die frühere Halle des Logistikunternehmens Hellmann in Neunkirchen ist kaum mehr wiederzuerkennen. Der Boden glatt und blitzsauber, die Wände frisch weiß gestrichen. Chemielaboranten in weißen Kitteln arbeiten in Laboren, und in der großen Halle wird Hightech aufgebaut. Der Göttelborner Oberflächenspezialist Nanogate errichtet hier staubfreie Reinraum-Welten, in der vollautomatisch hauptsächlich Kunststoffteile ultradünne metallische Beschichtungen bekommen. Als "weltweit einzigartig" bezeichnet Nanogate-Chef Ralf Zastrau das, was dort entsteht.

Mehr als zehn Millionen Euro investiert das Unternehmen in Neunkirchen. Zurzeit arbeiten in der neuen Halle bereits 21 Frauen und Männer. Mittelfristig biete das Metallisierungszentrum "Potenzial für 100 Mitarbeiter oder mehr", sagt Zastrau. Er erhofft sich ein ordentliches Stück von einem milliardengroßen Markt. Erste Aufträge sind bereits da. Und die Aussichten sind so gut, dass Nanogate an die alte 2100 Quadratmeter große Halle bereits eine weitere anbaut, die 1000 Quadratmeter misst.

Die neue Nanogate-Technologie hat, so Zastrau, eine ganze Reihe von Vorteilen: So ersetzt sie das klassische Verfahren der Verchromung. Das ist "giftig und umweltbelastend" und soll bald auch in Europa verboten werden, sagt der Nanogate-Chef. Chrom sei außerdem sehr spröde. Und wenn Verchromtes zerbricht, entstehen scharfe Kanten. Die Metallisierung von Nanogate dagegen sei umweltfreundlich, die so beschichteten Teile splittern nicht und lassen sich biegen. Und es sollen auch weitere Eigenschaften wie Kratzfestigkeit und chemische Unempfindlichkeit hinzukommen können. Außerdem kann die Metallisierung in verschiedenen Grauschattierungen geliefert werden und ist im Gegensatz zu Chrom durchlässig für Licht und Funkwellen.

All dies ermögliche neue Designs und Funktionen, sagt Zastrau, etwa für edle Beleuchtungen oder für Kommunikations-Felder, die in solche Flächen integriert werden. Die Nanogate-Technologie "wird die Branche Metallisierung komplett verändern", ist er überzeugt. Eine Reihe von Projekten für hochwertige edle Metalloptiken laufen bereits: mit der Autoindustrie und mit Ausstattern von Badezimmern und Küchen. Namen will Zastrau nicht nennen. Die Projekte unterliegen der Geheimhaltung. Im Sommer soll die Produktion in den neuen Anlagen anlaufen.

Auf jeden Fall ist das Metallisierungszentrum in Neunkirchen ein wichtiger Baustein der Wachstumsstrategie. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz nach den gestern veröffentlichten Zahlen um mehr als 30 Prozent auf knapp 91 Millionen Euro gestiegen. Für dieses Jahr sollen es mehr als 105 Millionen Euro werden. Damit wäre das vor zwei Jahren ausgegebene mittelfristige 100-Millionen-Euro-Ziel bereits erreicht. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 37 Prozent auf 10,2 Millionen Euro und soll in diesem Jahr auf mehr als zwölf Millionen zulegen. Auch die Zahl der Mitarbeiter steigt: Insgesamt "werden es Ende des Jahres wohl 700 sein, und im Saarland gehen wir auf die 100 zu", sagt Zastrau. Neue Zielmarken stehen bislang noch nicht fest. Aber vermutlich werden sie ambitioniert sein - auch mit Blick auf das neue Werk in Neunkirchen.

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