O2 stößt Call-Center ab

Saarbrücken. Der Mobilfunkanbieter O2 und dessen Online-Schwester Hansenet (Markenname "Alice") wollen ihren Kundenservice konzentrieren und drei Call-Center abgeben. Davon ist auch das Call-Center in Saarbrücken betroffen, in dem rund 280 Frauen und Männer beschäftigt sind. Außerdem will man sich von den Kundenbetreuungs-Zentren in Teltow (nahe Berlin) und Duisburg trennen

Saarbrücken. Der Mobilfunkanbieter O2 und dessen Online-Schwester Hansenet (Markenname "Alice") wollen ihren Kundenservice konzentrieren und drei Call-Center abgeben. Davon ist auch das Call-Center in Saarbrücken betroffen, in dem rund 280 Frauen und Männer beschäftigt sind. Außerdem will man sich von den Kundenbetreuungs-Zentren in Teltow (nahe Berlin) und Duisburg trennen. Der Kundenservice soll auf die Standorte Nürnberg, Hamburg, Bremen und Rostock konzentriert werden. Die Call-Center in Saarbrücken, Teltow und Duisburg will man künftig von einem "strategischen Partner betreut lassen", wie es in einer Mitteilung heißt. Das Auswahlverfahren dafür sei eröffnet worden. Kriterien seien "ein hoher Qualitätsstandard in der Kundenbetreuung sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitern". Eine Entscheidung werde in den nächsten Monaten erwartet. Dem Vernehmen nach verhandelt O2 mit dem Call-Center-Unternehmen Arvato, das zum Bertelsmann-Konzern gehört und bereits ein Call-Center in Heusweiler-Eiweiler betreibt. Als Kandidat wird auch die Firma Atento genannt, die bislang in erster Line auf dem spanischen Markt aktiv ist. O2 und Hansenet gehören zum spanischen Konzern Telefónica.Warum es gerade die drei Call-Center in Saarbrücken, Teltow und Duisburg getroffen hat, konnte ein Unternehmenssprecher nicht konkret sagen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geht davon aus, dass gegen Saarbrücken die relativ hohen Gehaltsstrukturen in die Waagschale geworfen worden seien. Sie seien allerdings zustande gekommen, weil "die Mitarbeiter in Saarbrücken über eine sehr gute Qualifikation verfügen und es kaum zu Fluktuationen in der Belegschaft gekommen ist", sagt der stellvertretende Verdi-Landesvorsitzende Kurt Hau. Er fordert, dass beim Verkauf "sichergestellt werden muss, dass der Standort Saarbrücken langfristig erhalten bleibt und die Zahl der Beschäftigten nicht sinken wird". O2 und Hansenet hätten bislang nur zugesagt, das Call-Center Saarbrücken und die Gehälter der Mitarbeiter ein Jahr lang zu garantieren. Beobachter gehen davon aus, dass die Standorte Eiweiler und Saarbrücken zusammengelegt werden, sollte Arvato den Zuschlag erhalten. Das Saar-Wirtschaftsministerium ist "seit Februar um einen Kontakt mit O2 bemüht", sagt Wirtschafts-Staatssekretär Joachim Kiefaber. Bislang habe es noch keine Reaktion gegeben. "Ich stehe jederzeit für Geschäftsführung und Arbeitnehmerseite zu einem Gespräch zur Verfügung", so Kiefaber. Meinung

Mehr als schlechter Stil

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Dass die Call-Center-Branche eine flüchtige ist, hat man im Saarland schon mehrmals leidvoll erfahren müssen. Das Call-Center des Mobilfunk-Unternehmens Debitel wurde geschlossen, nachdem die staatliche Förderung ausgelaufen war. Auch die Telekom machte mit ihrem Call-Center an der Saar "die Mücke". Computer und Telefone sind schnell ausgestöpselt und andernorts neu eingerichtet. Dem Vernehmen nach steht die Entscheidung von O2 seit Monaten fest. Die Mitarbeiter hat man hingehalten, ihnen falsche Hoffnungen gemacht. Sollte es so sein, ist das mehr als schlechter Stil, es ist eine Unverschämtheit.

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