Nur noch neun Milliarden Schulden

Herzogenaurach · Der Autozulieferer Schaeffler hat für 950 Millionen Euro Continental-Aktien losgeschlagen, um Schulden zu tilgen. Aus der Hand geben wollen die Franken ihre Beteiligung trotz weiterhin hoher Schulden nicht.

Der fränkische Auto- und Industriezulieferer Schaeffler nutzt die Gunst der Stunde und macht durch den Verkauf von Continental-Aktien Kasse. Knapp vier Prozent am verbündeten Konzern geben die Herzogenauracher an mehrere Investoren ab und erhalten dafür rund 950 Millionen Euro, sagte Schaeffler-Finanzchef Klaus Rosenfeld gestern in Herzogenaurach. Zusammen mit einer Sondertilgung von 325 Millionen Euro aus frei verfügbaren Mitteln ermöglicht das einen Schuldenabbau von fast 1,3 Milliarden Euro. "Das bringt unsere Verschuldung von rund 10,3 auf 9,0 Milliarden Euro", sagte der Manager.

46 Prozent hält das von der gleichnamigen Familie Schaeffler kontrollierte Unternehmen nun noch an Conti, und dabei solle es bleiben, beteuert Rosenfeld. Branchenkenner bezweifeln das. "Für eine Hauptversammlungsmehrheit reichen 35 bis 40 Prozent", sagt einer von ihnen. So weit könne Schaeffler weiter problemlos abschmelzen und die Schuldenlast nochmals um Milliarden drücken. Als die Familie 2008 spektakulär nach dem weit größeren Wettbewerber aus Hannover gegriffen hatte, waren lediglich 30 Prozent Anteil das erklärte Ziel. Wegen der kurz danach ausgebrochenen Finanzkrise musste Schaeffler aber am Ende satte 90 Prozent übernehmen und das mit teuren Milliardenkrediten finanzieren. Das Familienunternehmen, das auch in Homburg produziert und dort rund 2500 Menschen beschäftigt, stand zeitweise am Abgrund.

Mit der Stabilisierung der Auto-Konjunktur hat Schaeffler in einer Politik der kleinen Schritte umgeschuldet und entschuldet. Vor einem halben Jahr hatte Schaeffler bereits für 1,6 Milliarden Euro Conti-Anteile verkauft. Ein weiterer Schritt kann frühestens im Frühjahr folgen. Denn beim jetzigen Verkauf von acht Millionen Conti-Aktien hat sich die Familie zum Schutz der Käufer verpflichtet, in den nächsten sechs Monaten keine weiteren Papiere abzustoßen, um den Kurs der im Dax notierten Conti-Aktie zu schützen.

Die Zeit für einen Verkauf von Conti-Aktien war günstig. Auf unter zehn Euro war das Papier in den Turbulenzen der Übernahme abgestürzt. Kürzlich notierte es auf dem Rekordniveau von 128 Euro. Gestern kostete die Aktie rund 123 Euro. Am Willen, Conti trotz des jetzigen Aktienverkaufs weiter zu kontrollieren, lässt die Familie aber keinen Zweifel. "Die Beteiligung ist für uns von langfristig strategischer Bedeutung", betonten die 72-jährige Matriarchin Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg. Conti ist mit rund 33 Milliarden Euro Umsatz der weltweit größte Autozulieferer und anders als der Familienkonzern Schaeffler, der elf Milliarden Euro im Jahr erlöst, auch stark bei Kfz-Elektronik.

Eine andere Frage ist, ob die Familie weiterhin an Schaeffler-Vorstandschef Jürgen Geißinger festhält. Der Vertrag des 54-jährigen, der als Architekt der beinahe fatalen Conti-Übernahme gilt, läuft Ende 2014 aus. Schaeffler werde ihn nicht verlängern, wurde zuletzt spekuliert. Vorstandskollege Rosenfeld ist diesen Spekulationen jetzt nicht entgegengetreten. Ebenso steht ein klärendes Wort der Familie aus.

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