Nokia sucht mit neuem Chef Anschluss an Apple

Helsinki. Handy-Weltmarktführer Nokia will mit einem neuen Chef aufholen und den Konzern fit für das Zeitalter der Multimedia-Handys, der sogenannten Smartphones, machen. Das finnische Unternehmen ernannte gestern einen Software-Spezialisten, den 46-jährigen Microsoft-Manager Stephen Elop (Foto: afp), zum neuen Vorstandschef

Helsinki. Handy-Weltmarktführer Nokia will mit einem neuen Chef aufholen und den Konzern fit für das Zeitalter der Multimedia-Handys, der sogenannten Smartphones, machen. Das finnische Unternehmen ernannte gestern einen Software-Spezialisten, den 46-jährigen Microsoft-Manager Stephen Elop (Foto: afp), zum neuen Vorstandschef. "Die Zeit ist reif, um die Erneuerung des Konzerns zu beschleunigen", sagte Aufsichtsratschef Jorma Ollila. Der finnische Handy-Hersteller, nach Zahlen immer noch die Nummer eins der Branche, hat in den vergangenen Jahren große Marktanteile verloren. Die Finnen taten sich bei der Umstellung von simplen Handys auf relativ teure Mobiltelefone mit immer mehr Computerfunktionen schwer. Nokia verlor den Anschluss an Konkurrenten wie Apple oder den Blackberry-Hersteller Research in Motion. Für zusätzlichen Druck sorgen Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android. Apple-Chef Steve Jobs konnte mit dem iPhone nach dem zweiten Quartal einen Traumgewinn von 3,3 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro) verkünden. Davon kam fast die Hälfte aus der Smartphone-Sparte. Nokia musste dagegen kleine Brötchen backen. Der Gewinn von der Finnen schrumpfte um fast die Hälfte auf 227 Millionen Euro, der von Apple verdoppelte sich im selben Zeitraum fast.Im Frühjahr kündigte Nokia zwar eine große Umstrukturierung an und gründete eine eigene Abteilung für die Smartphones. Damals musste bereits der bisherige Leiter der Handy-Sparte gehen, aber es war klar, dass auch die Tage von Vorstandschef Olli-Pekka Kallasvuo gezählt waren. Dem Ingenieur nutzte es wenig, dass er sich für Präsentationen neuer Modelle auch schon mal nach dem Vorbild von Apple-Chef Jobs im dunklen T-Shirt auf die Bühne stellte. Unbeholfen wirkte er bei seinen Lobeshymnen auf "zu erwartende" Nokia-Neuerungen. Die verspäteten sich dann immer wieder, wie das neue Symbian-3-Betriebssystem, oder kamen beim Smartphone-Publikum nicht an. Aufsichtsratschef Ollila sagte, Nokia habe schon seit Mai nach "der besten Persönlichkeit" gesucht, den Konzern zu führen. Fündig wurde Nokia beim Software-Konzern Microsoft, wo der bislang eher unbekannte Elop seit 2008 den Bereich Geschäftskunden leitete. Der Kanadier ist der erste Nokia-Chef, der nicht aus Finnland kommt. Er tritt seinen neuen Posten schon am 21. September an. Elop sagte, es sei sein Ziel, Nokias Stellung als "unbestrittener Branchenführer" zu stärken. Hoffnung setze Nokia nun in sein neues Smartphone N8, das Ende des Monats in die Geschäfte kommt. Das Unternehmen entwickelt zusammen mit Intel auch ein neues Betriebssystem, das es mit Android von Google aufnehmen können soll. afp/dpa

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