Noch keine offizielle Vertragsverlängerung für Donlon

Saarbrücken. Die Eine möchte bleiben, die Andere will sie halten. Trotzdem ringen Marguerite Donlon und Dagmar Schlingmann seit über neun Monaten miteinander. Weil die Saarbrücker Ballettchefin, deren Vertrag 2012 ausläuft, um eine "Theaterbeamtenstelle" auf Lebenszeit pokert? So sah es vordergründig aus

Saarbrücken. Die Eine möchte bleiben, die Andere will sie halten. Trotzdem ringen Marguerite Donlon und Dagmar Schlingmann seit über neun Monaten miteinander. Weil die Saarbrücker Ballettchefin, deren Vertrag 2012 ausläuft, um eine "Theaterbeamtenstelle" auf Lebenszeit pokert? So sah es vordergründig aus. Donlons ist seit 2001 am Saarländischen Staatstheater (SST), 2012 läuft ihr Vertrag aus. Sobald man sie länger als 14 Jahre beschäftigt, wird sie unkündbar. Schlingmann bot ihr deshalb eine nur dreijährige Verlängerung bis 2015 an, obwohl sie Donlon gerne bis 2016, bis zum Ende ihrer eigenen Vertragslaufzeit, an ihrer Seite gehabt hätte. Das sagte sie gestern der SZ: "Ich sehe keinerlei Abnutzungserscheinungen". Gleichzeitig gilt, dass Schlingmann nicht über ihre Amtszeit hinaus agieren will, um einem Nachfolger keine Personal-Spielräume zu nehmen oder dem SST Versorgungsfälle zu hinterlassen. Das ist allgemein so üblich und vernünftig. Doch Donlon lehnt diese Lösung ab. Aus prinzipiellen Erwägungen, wie sie der SZ mitteilt: "Ich habe an einer Lebensstelle überhaupt kein Interesse. Ich möchte die Unkündbarkeitsklausel ganz weghaben und meine Arbeit so lange machen, bis das Publikum, ein Intendant oder ich sage: genug." Dadurch würde sich Donlons Engagement automatisch jeweils um ein Jahr verlängern, solange keine Nichtverlängerung ausgesprochen wird - theoretisch bis an die Rentengrenze. Was aber auch hieße: Sie wäre jederzeit kündbar. Diese "revolutionäre" Lösung, die das Bühnenrecht außer Kraft setzt, wird laut SST zur Zeit "juristisch geprüft". Eine Klärung gibt es aber erst nach den Theaterferien. Dann ist die gesetzliche Frist verstrichen, bis zu der eine Trennung hätte verkündet werden müssen. Insofern darf Donlon jetzt schon als weiter beschäftigt gelten, bis 2012/2013."Tanz hat seinen eigenen Weg und Rhythmus", so erklärt Donlon ihre Haltung. Es herrsche weder ein Zickenkrieg noch ein Machtkampf. Vielmehr sei es Unsinn, einer künstlerischen Entwicklung Zeit-Schranken zu setzen. Sie, Donlon, benötige Freiheit, nach vorne zu schauen und habe keine Lust, regelmäßig über das Ende ihres Vertrages nachzudenken: "Das ist nicht gesund für die Arbeit." Außerdem erzählt sie aus der Ballettdirektoren-Konferenz. Die kämpfe für den Wegfall der Unkündbarkeitsklausel: "Tänzer beginnen mit 18, und dann muss man sich nach 14 Jahren auf dem Höhepunkt ihres Könnens von ihnen trennen, nur weil man Angst hat, dass sie zu einer Last werden."

Und was sagt Schlingmann? Sie zeigte sich gestern gegenüber Donlons Vorschlag sehr aufgeschlossen. Letzterer hat Vorbilder: Stuttgart (Maria Haydée), Wuppertal (Pina Bausch), Hamburg (John Neumeier) - berühmte Compagnien, deren Direktoren autark agierten wie Intendanten, ohne Altersgrenze. Für das SST bedeutete dies eine die Sparte Ballett samt Direktion enorm aufwertende Strukturveränderung. Ob letztere ebenfalls Gegenstand der anstehenden Prüfung ist, war nicht zu erfahren.

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