SPD Den Sozialdemokraten blutet an einem bitteren Wahlabend das Herz

Saarbrücken · Düstere Mienen und lange Gesichter gab es bei der SPD-Wahlparty in Saarbrücken. Jo Leinen ist nicht mehr im Europaparlament.

 Katerstimmung bei der SPD: Der Bundestagsabgeordneten Josephine Ortleb (li.) und Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon (Mitte) ist die Enttäuschung über die schwachen Ergebnisse der Sozialdemokraten anzusehen.

Katerstimmung bei der SPD: Der Bundestagsabgeordneten Josephine Ortleb (li.) und Saar-Bildungsminister Ulrich Commerçon (Mitte) ist die Enttäuschung über die schwachen Ergebnisse der Sozialdemokraten anzusehen.

Foto: Oliver Dietze

Von Partystimmung kann beim Treffen der SPD-Anhänger im Nebenraum „Saar-Ufer“ der Saarbrücker Congresshalle keine Rede sein. Der Schock nach den ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF, die die Genossen deutlich vom Wähler abgestraft sehen, sitzt tief. Bildungsminister und SPD-Kreischef Ulrich Commerçon ist als Gastgeber um Motivation der Mannschaft bemüht. In Erwartung der Ergebnisse der Direktwahlen im Saarbrücker Rathaus und beim Regionalverband richtet er Grüße von Parteichefin Anke Rehlinger, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und Regionalverbandsdirektor Peter Gillo aus. Britz übermittelt kurz vor 21 Uhr eine erste Reaktion auf ihr Wahlergebnis: Sie erwartet eine Stichwahl, und damit habe sie „aufgrund der Vielzahl an Kandidaten“ auch gerechnet. Immerhin liegt sie deutlich vor dem CDU-Kandidaten.

„Wir werden heute hoffentlich noch Gelegenheit haben, uns zu freuen“, verspricht Commerçon seinen Leuten, die zu diesem Zeitpunkt verstärkt zum Mineralwasser statt zum Sekt greifen. Der Kreisparteichef ist derweil bereits bei der ersten Analyse der Europawahl. Der SPD sei es nicht gelungen, die sozialdemokratischen Antworten, etwa auf Fragen zum Klimaschutz, zu vermitteln. Das Ergebnis sei „enttäuschend, aber nicht unerwartet“: Die SPD stehe vor Problemen, die keineswegs auf der personellen Ebene der Partei zu klären seien.

Vermutlich kein Saarländer mehr Im EU-Parlament

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Foto: BeckerBredel

„Mir blutet als Sozialdemokratin bei solchen Zahlen das Herz“, gesteht Josephine Ortleb, Saarbrücker Bundestagsabgeordnete. Ihr Kollege Christian Petry, Generalsekretär der Saar-SPD, meldet sich telefonisch. Er spricht von einem „bitteren Abend für die SPD“. Bedauerlich sei, dass wohl kein Saarländer mehr im Europäischen Parlament vertreten sein wird.

Jo Leinen, der 20 Jahre für die Saar-SPD im Europaparlament saß, wirkt gefasst. Mit Küsschen und Schulterklopfen wird er getröstet. Leinen sieht „die SPD vom Wähler abgestraft“. Die Ursachen dafür vermutet er etwa „beim Führungspersonal und in den wenig klaren Positionen bei Themen wie Klimaschutz und Migration“.

Parteichefin Anke Rehlinger ist unterdessen auf einer Rundreise durch die Rathäuser. Mit Blick auf die Europawahlergebnisse sei das Ergebnis enttäuschend, sagt sie. Dass die SPD auf Bundesebene nur noch auf Platz drei liege, „macht mich traurig und stimmt mich nachdenklich“. Personal- und Koalitionsdiskussionen würden jetzt aber nicht weiterhelfen.

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