Neunkircher Büromöbel-Hersteller verkauft seine Stühle inzwischen bis nach Australien

Neunkirchen · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: der Büromöbelhersteller Viasit.

 Chef im Sessel: Senior Werner Schmeer und sein Sohn Thomas haben die Büromöbel-Firma Viasit erfolgreich gemacht.

Chef im Sessel: Senior Werner Schmeer und sein Sohn Thomas haben die Büromöbel-Firma Viasit erfolgreich gemacht.

Foto: Engel

Für Laien sehen Bürostühle fast alle gleich aus: Sitzfläche, Rückenlehne, mit oder ohne Seitenstützen, ein Fußkreuz mit Rädern - fertig. Die eher protzige Variante wird "Chefsessel" genannt.

Doch Werner Schmeer (69), Seniorchef des Neunkircher Büromöbel-Herstellers Viasit, kann den Spruch "Stuhl ist Stuhl" nicht mehr hören. "Die Qualität zeigt sich, wenn er täglich acht oder neun Stunden benutzt wird." Schmeer hat sich zeit seines Berufslebens mit dieser Materie beschäftigt, zunächst als Vertriebs-Angestellter und ab 1980 mit Viasit, seinem eigenen Unternehmen. Anfangs hatte Schmeer sein Büro im heimischen Partykeller. Auch Sohn Thomas (38), heute Viasit-Geschäftsführer, wuchs in der Büromöbel-Welt auf. Als Kind klebte er die Stoff- und Farbmuster der Stühle in die Kataloge. Alfons Weber, der mit Schmeer Viasit gegründet hatte, baute daheim Prototypen.

Die erste Fertigung entstand in Homburg-Wörschweiler in einer alten Papierfabrik. "Wir trauten es uns zu, weil wir eigene Produktideen und - aus unserer Vertriebstätigkeit - auch Kunden hatten", sagt Schmeer. "Simultan" hieß die erste Bürostuhl-Kollektion, die sie unter Viasit fertigten und verkauften.

Zu Beginn der 90er Jahre siedelte die Firma nach Neunkirchen um. Zunächst wurde das Bürogebäude hochgezogen und später auch die Produktion in die Hüttenstadt geholt. Heute umfasst die Fertigungshalle 7000 Quadratmeter. Das Unternehmen hat seitdem sehr erfolgreiche, aber auch turbulente Jahrzehnte hinter sich. Das Platzen der Internet-Blase während der Jahrtausendwende erfasste beispielsweise auch die Büromöbel-Hersteller.

Inzwischen verfügt Viasit über 14 eigene Kollektionen. Die Palette reicht von Büro- und Konferenzstühlen über die Bestuhlung von Hallen, Sälen und Kantinen - bis hin zur neusten Raum-Idee, dem "Organic Office". "Dahinter verbergen sich fünf unterschiedlich geformte Sitzmöbel-Elemente, die je nach Bedarf zusammengeschoben werden können - entweder als Warte-Zone, Besprechungsbereich oder Pausenecke", erläutert Thomas Schmeer. Entwickelt wurde das Konzept von dem Architektur- und Design-Büro Palma Kunkel (Saarbrücken, Berlin).

Bei jeder neuen Kollektion, die rund zwei Millionen Euro kostet, werden Bauteile und Werkzeuge nach den Vorgaben von Viasit gefertigt. Endmontage und Versand sind in Neunkirchen konzentriert. "Die Ergonomie steht immer mehr im Vordergrund", sagt Thomas Schmeer. Bei der Stuhlreihe "Scope" folgt die Rückenlehne den seitlichen Körperbewegungen. Die neueste Kollektion "Impulse" stärkt den Rücken, indem sie mit der mobilen Sitzfläche eine möglichst aufrechte Körperhaltung unterstützt.

Inzwischen ist Viasit nicht nur in Westeurop a, sondern auch in Nordamerika und Australien bekannt. Die Exportquote erreicht 55 Prozent. Das Unternehmen beliefert ausschließlich den Fachhandel. Auch Projektaufträge laufen über diese Partner. Hier sind einige dicke Fische dabei. So liefert Viasit 7500 Stühle an die Deutsche Bahn. Außerdem sitzen die Mitarbeiter der Bundesfinanzdirektion bald auf Stühlen aus Neunkirchen , aber auch die Beschäftigten des kanadischen Stromversorgers Hydro Quebec. Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt das Familienunternehmen, das etwa 25 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet .

Nun zurück zum Bürostuhl-Unterschied. Dazu Werner Schmeer: "Unsere halten 15 Jahre, die billigen 15 Monate."

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