Neues Konzept der Saarmesse bewährt sich

Saarbrücken · Gestern gab es keine Parkplätze mehr rund um das Messegelände am Schanzenberg. Die neu gestaltete Saarmesse, die mit der bisherigen Welt der Familie zusammengelegt wurde, stößt auf ein großes Interesse.

 Philipp Ewen von der Schreinerei Otto zeigte am Stand der Handwerkskammer, mit welchen Materialien und wie exakt ein Schreiner arbeitet. Foto: Becker & Bredel

Philipp Ewen von der Schreinerei Otto zeigte am Stand der Handwerkskammer, mit welchen Materialien und wie exakt ein Schreiner arbeitet. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

. Gestern nachmittag herrschte ein Verkehrschaos rund um das Messegelände am Saarbrücker Schanzenberg. Alle Parkplätze waren belegt. Nicht nur das Wetter half, auch die neue Konzeption der Verbrauchermesse nach dem Motto "Aus zwei wird mehr" machte offensichtlich viele Besucher neugierig.

Am Ende des letzten Ausstellungstages konnten die Messe-Geschäftsführerin Marion Linder und ihre Organisatoren rund um das Team von Oliver Schuh und Hans-Joachim Schubert auf 112 000 Messebesucher verweisen. Das ist eine Steigerung von 5000 gegenüber 2014, zu der auch beigetragen habe, dass deutlich mehr Familien zur neu gestalteten Saarmesse gekommen sind. Diese wurde mit der bisherigen Verbraucherschau Welt der Familie zusammengelegt. Zahlreiche Besucher sowie langjährige Betreiber von Messeständen sehen die Neukonzeption offensichtlich als Gewinn an. Diese bezieht auch den bisherigen "Autofrühling" auf dem Freigelände und eine eigene Halle für alle Arten von Computer-Spielen mit ein.

Karin Calderon von Gölz Motorengeräte in Saarbrücken-Güdingen zeigte sich mit dem Kundenbesuch "sehr zufrieden". Besonders die stärkere Nutzung des Freigeländes mit Auto-Herstellern und anderen Ausstellern bringe deutlich mehr Frequenz. "Die Zusammenlegung der Messe macht Sinn. Das Publikum ist gemischter. Und es gibt viele Angebote für Jung und Alt", sagte Calderon.

Schon auf den ersten Blick fiel eine bessere Beschilderung der Hallen auf. Zudem hat die Messeleitung mehr Wert darauf gelegt, in den Hallen Schwerpunkte zu setzen. In Halle 2 präsentierten sich nach Auskunft von Sonia Lebouc, die bei der landeseigenen Gesellschaft Saaris für Messebetreuung zuständig ist, an einem Gemeinschaftsstand mit dem Saar-Handwerk zehn Betriebe. Besucher konnten miterleben, wie Auszubildende und junge Mitarbeiter zeigten, was sie in ihrem Beruf produzieren.

Eine Premiere der Messe stellte auch der Erlebnisbereich "Digital Home und Entertainment" dar, eine Zusammenarbeit zwischen der Saarmesse GmbH und dem Unternehmen Planet Lan in Bochum. Am Stand wurden im Rahmen eines Themenparks zahlreiche Neuentwicklungen gezeigt, unter anderem neueste Fernseher und Alarmsysteme für Häuser. Großen Raum im Freigelände nahm der "Autofrühling" ein. Neben Edel-Marken wie Aston Martin waren weitere elf Aussteller vertreten, zu denen nach langjähriger Abwesenheit auch wieder Mercedes gehörte.

Weiteren Verbesserungsbedarf sehen die Messe-Organisatoren dennoch. 2016 sollen sich auch die Vereine wieder umfangreicher und besser präsentieren können. Und kurzfristig denkt Marion Linder auch über eine kleinere Messe im Herbst nach, die den Schwerpunkt Bau und Garten haben könnte. Entschieden ist das aber noch nicht. . Für mehr modernes regionaltypisches Bauen auf dem Land und am Stadtrand warb die Architektenkammer des Saarlandes (AKS) beim traditionellen "Saarmesse-Baufrühstück". Was im Kampf gegen die auch im Saarland zunehmende Verödung der Dorf- und Ortskerne möglich ist, demonstrierte das Architekturbüro Michelangelo Zaffignani mit Beispielen aus dem österreichischen Vorarlberggebiet. Dort ist ein neues, ganz aus heimischen Tannen- und Eichenhölzern gebautes Pfarrhaus zum attraktiven Treffpunkt der Bevölkerung geworden. Zudem hat die örtliche Raiffeisenbank ein neues Fassadenkleid erhalten und selbst ein nüchternes Zollamtsgebäude lockt mit seinem Dach, das an die Flügel eines Düsenjets erinnert.

"Zeitgenössisches Bauen stärkt auch die regionale Identität des Saarlandes und bedeutet einen Mehrwert im Standorte-Ranking der Regionen", betonte der Präsident der Architektenkammer Saar, Heiko Lukas. Er kritisierte die oft "viel zu langen Bearbeitungszeiten für Bauanträge ". Für die Stadt Saarbrücken wies Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer diese Kritik zurück. Wenn eingereichte Bauanträge zu lange bei der städtischen Bauaufsicht schlummerten, dann liege dies daran, dass "70 bis 80 Prozent nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen". Auch Wandel-Hoefer warb für mehr private Investitionen im Wohnungsbau und sprach einer modernen Baukultur ebenfalls einen Mehrwert zu. Nach dem Jahresbericht 2014/15 der Bundesstiftung Baukultur ist der Wohnungsbau mit jährlich rund 200 000 neuen Wohnungen weiter das Rückgrat der Bautätigkeit in Deutschland. Drei von vier neuen Häusern und Wohnungen gehören demnach Privatpersonen.

Meinung:

Messe deutlich attraktiver

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Es war gewagt, die beiden großen Ausstellungen Saarmesse und Welt der Familie zu einer neuen Saarmesse zusammenzulegen. Doch das Konzept ist aufgegangen. Es werden mehr Zielgruppen erreicht, zugleich kommen auch mehr Familien auf das Messegelände . Die Angebote sind deutlich vielfältiger, die Hallen klarer nach Schwerpunkten strukturiert. Wer eine Energieberatung wünscht, Bau- oder Renovierungsbedarf hat, Haushaltsartikel sucht oder digitale Angebote wie Fernseher oder Alarmsysteme kennenlernen möchte, wird mit einem Leitsystem schnell zur Adresse geführt. Die Hallen sind gut beschildert. Auch die Integration des "Autofrühlings" auf dem Freigelände mit zwölf Anbietern und eine Spielehalle sind Bereicherungen. Das Konzept stimmt so auch für die nächsten Jahre.

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