Neue Tankkonzepte für E-Autos

Merzig. Wer einmal in einer Großstadt nach Feierabend einen Parkplatz gesucht hat, ahnt, was einem möglichen Durchbruch der E-Autos im Weg stehen könnte. Ist es schon schwierig genug, einen legalen Parkplatz zu finden, wird es noch viel schwieriger sein, einen Parkplatz mit Ladesäule zu finden, an dem das E-Mobil mehrere Stunden lang geladen werden kann

Merzig. Wer einmal in einer Großstadt nach Feierabend einen Parkplatz gesucht hat, ahnt, was einem möglichen Durchbruch der E-Autos im Weg stehen könnte. Ist es schon schwierig genug, einen legalen Parkplatz zu finden, wird es noch viel schwieriger sein, einen Parkplatz mit Ladesäule zu finden, an dem das E-Mobil mehrere Stunden lang geladen werden kann. Denn Ladesäulen sind teuer und entsprechend selten.Schon allein der hohe Preis einer Säule spreche laut Johannes Hauck, bei der Elektronik-Firma Hager für die E-Mobil-Projekte zuständig, gegen eine flächendeckende Verbreitung der Ladesäulen. Mindestens 5000 Euro koste eine solche Stromtankstelle, sagt Hauck. Der Grund: Die Säulen müssen nicht nur gegen die teils ruppigen Bedingungen im Straßenverkehr mechanisch geschützt sein, sie müssen auch gegen Vandalismus gesichert, elektrisch abgeschirmt und mit einer sicheren Messtechnik ausgestattet sein - sprich: sie bergen teure High-Tech.

Einen Teil dieser Technik, nämlich die Messeinheit, will der saarländische Messtechnik-Betreiber Voltaris, eine Tochter des VSE-Konzerns, jetzt aus der Säule ins Auto verlagern: "Es ist nicht sinnvoll, wenn flächendeckend jede Säule mit aufwändiger Messtechnik ausgestattet wird", sagt Peter Zayer, Geschäftsführer des Merziger Unternehmens. Der neue Ansatz, den Voltaris im Rahmen eines Forschungsprojektes verfolgt: Der Zähler soll statt in der Säule im Auto installiert werden. "Das macht die Säule billiger und damit massenmarkttauglicher."

Test auf Praxistauglichkeit

Im Rahmen des Forschungsprojektes "On-board Metering" soll das neue Konzept nun seine Markttauglichkeit beweisen. In diesem Projekt, an dem der Software-Anbieter ITF-EDV Fröschl und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt unter Leitung des Berliner Unternehmens Ubitricity beteiligt sind, testet Voltaris in einer "Machbarkeits-Phase" Zähler-Prototypen und Datenübertragungssysteme.

Während bisher der Stromverbrauch komplett über die Ladesäule abgerechnet wird, setzt das On-Board-Metering auf eine Abrechnung über das jeweilige Auto: Wenn dieses an die Ladesäule angeschlossen wird, geht per Mobilfunk ein Signal an den Ladesäulen-Betreiber, der die Säule freischaltet. Nach dem Ladevorgang wiederum meldet das Auto über den Mobilfunkchip die Zählerstände für die Abrechnung. "Der entscheidende Teil findet im Auto statt", sagt Zayer.

Und weil die abgespeckten Säulen billiger wären, gäbe es auch mehr Wettbewerb am Markt: "Ziel muss es auch sein, dass die Autofahrer sich ihren Ladestromanbieter aussuchen können", sagt Zayer.

Hauck glaubt zwar nicht, dass die Säulen mit dem neuen System entscheidend preiswerter werden: "Die Säule muss ja immer noch sehr stark elektrisch und mechanisch gesichert sein - das ist teuer". Aber er begrüßt das Projekt als eine interessante Facette, die das Thema weiter voranbringt. "Wenn wir bei der E-Mobilität vorankommen wollen, müssen wir die unterschiedlichsten Ansätze verfolgen", sagt er.

Bis Mitte des Jahres läuft noch die "Machbarkeits-Phase". Allerdings hat das Bundeswirtschaftsministerium bereits signalisiert, dass sich das Projekt anschließend auch noch in einem Feldtest bewähren soll.

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