"Neue Musik schonend beibringen"

Saarbrücken. Selbst ist der Musiker. Auch Dirigent Jonathan Kaell packt mit an, als die Ensemblemitglieder eine Celesta auf die Bühne hieven. Deren Glockentimbre mischt sich dann unter spannungsreiche und fragile Klänge: Eine Querflöte wird mit Flatterzunge geblasen, Streicher produzieren filigrane Glissandi und Tremoli

Saarbrücken. Selbst ist der Musiker. Auch Dirigent Jonathan Kaell packt mit an, als die Ensemblemitglieder eine Celesta auf die Bühne hieven. Deren Glockentimbre mischt sich dann unter spannungsreiche und fragile Klänge: Eine Querflöte wird mit Flatterzunge geblasen, Streicher produzieren filigrane Glissandi und Tremoli. Das junge Ensemble Grenzpunkt probt in der Hochschule für Musik Saar (HfM). Mit gemessenen Dirigierbewegungen und kollegialem Ton führt Kaell die Studierenden durch die Noten von Toru Takemitsus "Rain coming"."Grenzpunkt - Ensemble für Neue Musik der HfM" entstand "aus einem Bedürfnis, die zeitgenössische Musik auf festere Beine zu stellen", erläutert der in Rotterdam, Den Haag und Saarbrücken ausgebildete Kaell, auch Leiter des zwischen Jazz und Neuer Musik beheimateten InZeit-Ensembles. Die Gründung ging auf eine Initiative des jungen Komponisten, Brandmüller-Assistenten und Co-Leiters William Attwood zurück. Wichtige Entscheidungen werden freilich von einem Vierergremium aus Kaell, Attwood und den Professoren Theo Brandmüller und Stefan Litwin getroffen, dem Leitungsteam des hauseigenen Instituts für Neue Musik. Das Ensemble soll eine Institution der HfM und in die Studienordnung integriert werden. Um alle Studierenden teilnehmen zu lassen, werde die Besetzung fluktuieren müssen, so Kaell. Konzeptionell ist den Grenzpunkt-Chefs wichtig, "dem normalen' Publikum Neue Musik schonend beizubringen".In kurzen Programmen sollen anspruchsvolle neben etwas leichteren Stücken stehen. Neben Uraufführungen von Werken der hochschuleigenen Kompositionsklasse zielt die Arbeit auf eine Pflege des "etablierten" Repertoires der Moderne des 20. und 21. Jahrhunderts. Bislang wurden zentrale Kompositionen von Boulez, Varèse, Kurtag und Stockhausen einstudiert, Programme zu Arnold Schönberg und György Ligeti sind in Vorbereitung. Obwohl auch Fühler über die Landesgrenzen hinaus ausgestreckt wurden, konzentrieren sich die Aktivitäten auf Saarbrücken und die Hochschule. Dort wird Grenzpunkt Programmpunkte zum Prolog des SR-Festivals "Mouvement" beisteuern: Neben Takemitsu interpretiert das Ensemble Werke des "Composers in residence" Tohio Hosokawa. uhrHeute, 19 Uhr, Saal der HfM.

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